Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/24

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Anschluß an dieses volkstümliche Gerät, ein Horn aus reinem Gold angefertigt wurde, das wohl die Nachbildung eines Naturhorns sein soll. Die Absicht war, für ein durch sein Metall kostbares Stück, das durch seine Verzierung zu künstlerischem Rang erhoben werden sollte, eine eigenartige Form zu finden. Das Gewicht des Stücks beträgt 1368 Gramm; auffallenderweise also ist dies nahezu das gleiche Gewicht, das jeder der vorerwähnten vier goldenen Münzbecher hatte, die der sächsische Kurfürst Johann Georg I. für seine vier Söhne hat anfertigen lassen. Und eine Schwester dieser vier Söhne ist es, die durch ihr nahe dem Mundrand gepunztes Monogramm unter der Krone und mit der Jahreszahl 1650 sich als die Besitzerin des Horns bezeichnet hat. Das hat wohl die Veranlassung gegeben, daß man das Horn dem deutschen Goldschmied Friedrich Kaspar Herbach, der 1642 nach Dänemark kam und dort 1664 gestorben ist, zugeschrieben hat. Er hat in Kopenhagen die Krone der Königin Sophie Amalie hergestellt. Es scheint aber, daß diese älteren Zuschreibungen, die auch ein bei Gallehus, unweit Tondern in Schleswig, 1639 gefundenes goldenes Horn als Vorbild annehmen, das 1802 untergegangen ist, bloß Vermutungen sind. Mit dem Oldenburgischen Horn, das im Rosenborg-Museum in Kopenhagen steht, das in diesem Zusammenhang auch genannt worden ist, hat unser Horn nichts gemein. Die Entstehungszeit unseres Horns ist ja auch durch die Jahreszahl nicht schon sichergestellt. Die Vermutung, das Horn könnte vom Kurfürst Johann Georg I. seiner Tochter zum Geschenk gemacht worden sein, etwa gleichzeitig mit dem Geschenk der goldenen Münzbecher an seine vier Söhne, wird ja einigermaßen dadurch gestützt, daß das Horn zweifellos im Besitz der sächsischen Prinzessin gewesen und geblieben ist. Sie war die Gemahlin des Prinzen Christian von Dänemark, wurde 1647 Witwe und heiratete dann 1652 den Herzog Friedrich II. von Sachsen-Altenburg. Da das Horn dann 1746 aus dem Nachlaß des Herzogs Johann Adolf von Sachsen-Weißenfels in das Grüne Gewölbe kam, so hat jene Prinzessin das Horn jedenfalls bei ihrer zweiten Vermählung nach Deutschland mitgenommen. Aber die Vermutung, das Horn könne in Deutschland schon für sie angefertigt worden sein, wird wiederum dadurch wankend gemacht, daß dessen Verzierungsformen schon einer früheren Zeit anzugehören scheinen, so besonders die von Rollwerk umrahmten vier Zierschilder nahe dem Mundrand. Ferner: die kleinen emaillierten Figürchen auf den acht Beschlagreifen des Horns kommen ganz ähnlich vor an der Krone des Königs Christians IV. von Dänemark, der 1596