Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/28

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Valentin Grefner war also entweder der Hersteller selbst oder der Lieferant solcher gemalter Glasplättchen. Die schon erwähnten ovalen Glasplättchen scheinen nicht von derselben Hand herzurühren wie die runden Wappenscheiben, sie stehen der Hinterglasmalerei an den Außenseiten unserer beiden Glasbecher näher. Die geätzten Mauresken der Sockel der beiden Becher haben Verwandtschaft mit den Mauresken im Innern der ovalgebogenen Schale des Caspar Widmann, doch läßt sich nicht daraus schließen, dieser Nürnberger Meister habe die Gläser gefaßt und die Hinterglasmalerei sei als Nürnberger Arbeit anzusprechen. Da die Fassung mit der Beschaumarke von Augsburg versehen ist, so wird wohl auch die Hinterglasmalerei in Augsburg entstanden sein. In Erfindung und Zeichnung steht ihre Arbeit merklich höher als die der Dresdner Wappenscheiben. Wenn auch diese so tüchtige Arbeit der Hinterglasmalerei an hierzu wenig geeigneten Trinkgefäßen angewendet worden ist, so ist doch damit eine überaus glückliche Wirkung erzielt, denn zu dem metallischen Glanz der Fassung paßt die leuchtende und wieder mit Glanzgold durchzogene Malerei ganz vorzüglich zusammen. Diese Hinterglasmalerei kommt an den Glasbechern sowohl im Innern wie im Äußern zur Geltung. Das ist damit erreicht worden, daß jeder Becher mit einem aus drei Teilen bestehenden, an ihren losen Fugen durch die silbervergoldeten Schienen verdeckten Glasmantel versehen ist. Jeder Teil dieses Glasmantels ist mit einem der Wappen von Kurfürst August und Kurfürstin Anna auf der hohlen Rückseite bemalt, während die Glasbecher selbst auf ihrer von dem Glasmantel verdeckten gewölbten Außenseite mit Ranken und Blumen auf Goldgrund bemalt sind, was dann erst in deren Innern zu Gesicht kommt. Mir sind andere Beispiele so köstlich ausgestatteter Luxusgefäße nicht bekannt worden, in der Brillanz der Farben kann nur Email auf Goldgrund mit ihnen wetteifern und sie übertreffen.

Prunkvollere, bei festlichen Gelegenheiten zu verwendende Trinkgefäße, die auch zur Ausstattung von Kredenzen und Tresors und als Schaustücke der Tafel zu dienen hatten, wurden seit dem 15. Jahrhundert am häufigsten aus vergoldetem Silber hergestellt und die Silberschmiede entwickelten an ihnen gewisse vorherrschende Typen, deren Grundformen doch durch Abwandlungen in Einzelheiten der selbständigen Erfindung ihrer Meister hinreichende Freiheit ließen. Diese weltlichen Silbergeräte entwickeln ihre Formen unabhängig von den zumeist unter der Herrschaft der gotischen Architektur gebildeten kirchlichen Gerätformen. Von diesen letzteren hat eigentlich nur der Abendmahlskelch,