Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/36

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und mit teils getriebenen, teils aufgesetzten figuralen Motiven belebten gewölbten Zonen, von denen der stark ausladende Wulst des Gefäßes gelagerte Figuren in Rollwerk zwischen drei mit Köpfen in Rollwerk geschmückten Buckeln aufweist. Im Einklang hiermit ist auch der in Guß als Vase gebildete hohe Schaft mit drei plastisch zwischen Rollwerk mit Faunsmasken vorragenden Frauenkörpern lebendig bewegt. Das klingt dann aus in den Formen des Deckels und seiner figuralen Krönung. So überreich der ganze Aufbau auch mit Zierat überdeckt ist, er wird dadurch doch nicht verdunkelt und man muß doch der formensicheren Erfindung und der sauberen Ausführung alle Anerkennung zollen. Die Schmuckfreude hat auch noch von dem Boden des Fußes Besitz ergriffen. Hier ist eine gegossene und ausgestochene Medaille mit Loth und seinen Töchtern eingelassen.

Neben dem durch diese beiden Pokale vertretenen Typus kamen fast gleichzeitig oder wenig später drei andere Grundformen in Deutschland in Aufnahme, die nebeneinander auf Tafel 11 vereinigt sind. Wie schnell diese Formen Allgemeingut der deutschen Goldschmiede geworden sind, davon zeugt, daß diese drei Stücke des Grünen Gewölbes nicht aus den Hauptsitzen deutscher Goldschmiedekunst Nürnberg und Augsburg herrühren, sondern aus Dresden und Freiberg. Alle drei Grundformen sind bis etwa 1630 in Geltung geblieben. Die Form des in die Mitte gestellten, am reichsten ausgestatteten, für Kurfürst Christian I. entstandenen Pokals finden wir schon bei Wenzel Jamnitzer, der 1534 als Meister nach Nürnberg kam und dort 1585 gestorben ist. Ihr nähert sich auch schon der emaillierte Goldpokal von 1562 in der Münchener Schatzkammer. Voll entwickelt ist die Form dann von dem zu Nürnberg 1562 Meister gewordenen Elias Lencker, † 1591, in dem „Hessischen Willkomm“ von 1571 des Herzogs von Anhalt zu Dessau. Andere bekannte Typen dieser Art sind der von Kaiser Max dem Erbschenken von Limpurg 1567 gestiftete Pokal im Germanischen Museum und der sogenannte Landschadenbund im Landesmuseum zu Graz. Er kehrt dann wieder sowohl im Norden wie im Süden des westlichen Deutschland, so auf dem um 1570 entstandenen Kurfürstenpokal des Lüneburger Silberschatzes in Berlin und schließlich auf dem in Straßburg entstandenen Pokal mit der Jahreszahl 1598 in der Sammlung alter Goldschmiedewerke im Züricher Kunsthaus. Noch später ist der in Rostock 1641 angefertigte „Willkomm“ der Lübecker Schiffszimmerer im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Die Gefäßform ist aus der Form des schlanken Bechers entwickelt,