Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/39

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den Übergang zu der Becherform. Der ziemlich flachgewölbte Deckel hat einen Baluster, der auch wieder mit drei Bügeln verziert ist, als Träger einer die Spitze bildenden Figur. Die steile Becherform erreicht nicht den Wohllaut der Umrißlinien der vorherigen Pokaltypen, aber sie war bei den Silberschmieden beliebt, weil sie Gelegenheit bot, in leichter Handhabung die ganze Becherwand mit dem modischen Rollwerk und eingestreuten Laub- und Fruchtbündeln in Treibarbeit zu überdecken. Das Rollwerk ließ in der Regel drei hochovale Felder frei, die zumeist mit landschaftlichen Darstellungen ziseliert wurden.

Drei Beispiele Nürnberger Ursprungs hierfür bietet Tafel 12. Das erste ist vom dritten Stück fast nur durch den höheren Fuß und die bewegtere Schaftvase unterschieden, doch aber stammen beide von verschiedenen Meistern, Abraham Tittecke, der auch den größeren Pokal der Mitte signiert hat, und einem Meister H. Z. Alle drei Pokale, denen der Freiberger Pokal der Saigerhütte Grünthal in vieler Hinsicht nahesteht, sind aber von jenem durch die nach oben stärker ausgeschweifte Becherform unterschieden. Nicht zu ihrem Nachteil. Es entspricht auch dem hohen Aufbau dieser Pokalform, daß das Gefäß nicht noch stärker eingeschweift wurde. Es ist aber doch bemerkenswert, daß nicht auch die ähnliche kürzere und stärker eingeschweifte und am Rand weiter ausladende Becherform, wie sie schon die burgundischen Emailbecher in Wien haben, die dadurch eine mehr federnde Kraft zu besitzen scheinen, zu Renaissancepokalen auf hohem Schaft ausgebildet wurden. Schon Holbein d. j. hatte diese Form mit einem Schaft verbunden und diesen Pokaltypus besonders prunkvoll in einem Entwurf für Jane Seymour in Oxford vorgestellt. Nur vereinzelte spätere Ausführungen klingen an diese Form an.

Andere höchst stattlich entwickelte Trinkgefäße anderer Typen bleiben auf bestimmte Landschaften oder seltenere Ausführungen beschränkt. So die breite Trinkschale mit Deckel auf hohem Schaft, wofür das kunstvollste Erzeugnis der Pfinzingsche Goldpokal im Germanischen Museum ist, andere größere Beispiele dieses Typus in der Schweiz. Dort wird auch die hohe straffe nach oben leicht erweiterte Becherform entwickelt, die ähnlich wie die Stangenbecher aus Glas mit breiterem eingeschweiften Ringfuß, einen solchen angesetzten standfesten geschweiften Sockel erhalten haben. Auf den Norden Deutschlands blieb die hohe zylindrische Henkelkanne beschränkt mit breiterem reliefierten Ringfuß, meist auch einer unteren reliefierten Zone, mit gravierter Wand des Zylinders und mit einem ähnlich wie bei den Pokalen gebildeten, durch