Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/49

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Zeugnis dafür, daß die Fürsten die eifrigsten Förderer der Uhrmacherkunst gewesen sind.

Jenem größten Sammler und Kunstkenner des 15. Jahrhunderts, der zahlreichen ersten Künstlern und Kunsthandwerkern durch seine Aufträge die Möglichkeit zu glänzender Entfaltung gab, folgt im 16. Jahrhundert mit gleichen Bestrebungen und gleichen Erfolgen in Deutschland Markgraf Albrecht IV. von Brandenburg (1490–1545), der Erzbischof von Mainz und Magdeburg, der zumeist in Halle residierte. Daß auch er schon für Standuhren mit Räderwerk Interesse hatte und solche in der kostbaren Ausstattung seiner Wohnung auf der Moritzburg in Halle nicht entbehren mochte, davon zeugt noch der Entwurf zu einer Standuhr mit Wecker und Schlagwerk in der graphischen Sammlung des bayrischen Nationalmuseums in München, die in vergoldetem Messing hergestellt werden sollte. Der Vermerk darauf, „dieser Fuß gefelt meinem gn. fst. herren“ läßt annehmen, daß die Uhr auch tatsächlich ausgeführt worden ist. Die inzwischen eingetretene Stilwandlung zu den Formen der Renaissance ist besonders an dem hohen Fuß und seinem Sockel mit auf Delphinen und Seepferden reitenden Putten wahrnehmbar. Ein Putto auf der Laterne des sechseckigen turmartigen Gehäuses hält die Insignien und den Wappenschild des fürstlichen Bestellers; die an den drei sichtbaren Seiten des geschlossenen Gehäuses und an der Vorderseite der Laterne angebrachten Zifferblätter bekunden, daß die Uhr schon außer den Stunden auch schon alle übrigen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts allgemein aufkommenden kalendarischen und astronomischen Zifferblätter und Gehwerke enthielt. Wenn wir als Urheber des Entwurfs für das Gehäus wohl Peter Flettner anzusehen haben werden, so fehlt doch jeder Anhalt dafür, welchen Wohnsitz der für die Ausführung des Mechanismus in Aussicht genommene Uhrmacher hatte.

Bekannter als Albrecht wurde im 16. Jahrhundert als Liebhaber von Uhren aller Art Kaiser Karl V. (1500–1558). Wir wissen aber nicht, ob sich darunter auch besonders künstlerisch ausgestattete Werke befunden haben.

Mehr wissen wir von den Sammlungen des Sohnes von Kaiser Ferdinand I., Karls V. Bruder, dem Erzherzog Ferdinand von Tirol (1520–1595), dem Gemahl der Welserin, der seit 1563 auf Schloß Ambras bei Innsbruck seine Sammlungen vereinigte, die heute zumeist im Wiener kunsthistorischen Museum aufgestellt sind. Darin konnte man alles finden, was die Liebhaberei der Zeit in einer Kunstkammer zusammenbrachte. Unter den Kunstuhren, Instrumenten