Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/62

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Figürchen eines Saturn als Zeitweiser dient, ist der übrige Figurenschmuck in Relief getrieben. Die Seitenwände des unteren Kastens sind in jeder Mitte in einem querovalen Feld mit einer Bergkristallplatte abgeschlossen. Diese Platten vermitteln den Einblick in das Innere des Kastens und auf das in den Boden eingelassene getriebene Relief in Weißsilber. Ebenso haben die abgeschrägten Wände der vier Ecken hochovale Felder mit den stehenden Vertretern der vier antiken Monarchieen in getriebenem und gepunztem Silber. Diese tragen keine Meistermarke, dagegen hat das größere Relief im Innern die Augsburger Stadtmarke und eine Meistermarke, die wohl als die des dort tätigen Silberschmieds Johann Andreas Thelot, (1654–1734, R 473–479) anzusehen ist, wogegen auf dem Rand des Sockels außer dem Augsburger Stadtstempel noch die Meistermarke S M = R. 391 eingeschlagen ist. Hier haben also zwei Silberschmiede sich in die Arbeit des Kastens geteilt, wobei wohl alles Figürliche von der einen Hand, die Montierung und ornamentale Verzierung des Kastens von der anderen Hand gearbeitet wurde. Dabei ist die den Entwurf bestimmende Absicht, das Hauptrelief im Innern des Kastens durch die Kristallplatten sichtbar zu machen, nur unvollkommen erreicht worden. Es fehlt auch auf unserer Tafel.

Die dritte dieser kastenförmigen Tischuhren des Grünen Gewölbes auf Tafel 25, die gleichfalls nur die Stunden anzeigt, ist durch ihren an den Ecken weiter ausladenden, hier wieder von Kugeln getragenen Sockel, dem etwas schmaleren an den Ecken gleichfalls abgeschrägten Kasten, der hier wieder von vier gegossenen allegorischen weiblichen Gestalten flankiert wird, schon mehr emporgereckt. Das wird noch weiter betont durch die in der Mitte des obenauf liegenden Zifferblattes auf einer Kugel stehende Minerva. Man sieht, der Typus wird zwar noch beibehalten, das Formgefühl der Zeit wendet sich aber doch schon den senkrechten Gestalten zu, das dann in dem schon im 16. Jahrhundert aufgekommenen Typus der Turmuhr ausmündet und im 18. Jahrhundert vorherrschend wird mit dem dann auch senkrecht stehenden Zifferblatt. Das Gehäus ist hier schon gleichzeitig zur Ansicht der Zierde der Seitenwände, wie zur Aufsicht des Zifferblattes eingerichtet. Die Seitenwände sind noch reicher durch getriebenes Akanthuslaub und aufgelegtes Blatt- und Fruchtgewinde überdeckt. Der allzu hoch emporgereckte Sockel ist dadurch bestimmt, daß sich unter dem Kasten das Schlagwerk befindet. Die aus ihm emporragenden Sockel der vier Eckfiguren haben kompositionell eine gewisse Verwandtschaft mit dem