Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/63

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Aufbau der Augsburger Tischuhr auf Tafel 23, ebenso besteht ein gewisser Zusammenhang mit der Tischuhr von Tafel 24 dadurch, daß die vier Seitenwände ovale Öffnungen haben, die den Einblick in das Innere des Kastens gewähren, in dem aber diesmal das Werk der Uhr sichtbar wird. Eine besondere Neuerung besteht bei dieser Uhr aber noch darin, daß zu dem Urheber der gegossenen Figuren und des getriebenen und gegossenen Zierats des Gehäuses des Silberschmiedes jetzt noch der Juwelier als Mitarbeiter hinzugekommen ist. Diese Mitarbeit des Juweliers, die dem Gehäus eine farbig reichere Wirkung gibt, zugleich aber auch dieses in der Kostbarkeit erhöht, hatten wir schon an der zu Ende des 16. Jahrhunderts entstandenen Orpheusuhr kennen gelernt, im Verein mit Gold und Email. Sie war damals schon ein Ergebnis verschwenderischen Reichtums und gesteigerten künstlerischen Anspruchs. Das gleiche gilt auch für diese Uhr aus dem Besitz der Gemahlin Augusts des Starken und wohl von diesem als Geschenk für jene erworben. Deren Ornament sowohl, wie auch die Gewandung der Figuren, ist mit Farbsteinen und Diamanten in Kastenfassungen besetzt, wobei Smaragde bevorzugt sind. Mit solchen sind auch die lateinischen Zahlen des Zifferblattes ausgefaßt. Ihr leuchtendes Grün ergibt mit dem zarten Ton der Vergoldung des Gehäuses eine besonders vornehme Wirkung.

Das gleiche läßt sich nicht zugunsten eines ähnlich aufgebauten, aber wesentlich kleineren Gehäuses einer Tischuhr anführen, auf deren Deckel ein silbervergoldetes ruhendes Kamel auf dem Höcker das emaillierte Zifferblatt trägt, das nur die Größe einer Taschenuhr hat. Ein Mohr als Treiber steht daneben. Die Seitenwände des Kastens sind ebenso wie vorher mit Bergkristallplatten besetzt und machen das im Innern befindliche Uhrwerk sichtbar (Inv. V, 594f.). Die Wände des Kastens sind über und über mit Farbsteinen und emaillierten Ranken bedeckt und so hat das Ganze eine zu bunte und unruhige Wirkung. Das von dem Augsburger Elias Wecker herrührende Uhrwerk hat seine Ausstattung von dem Augsburger Silberschmied Johann Heinrich Mannlich, (1660–1718, R 436), erhalten, von dem auch noch einige ganz gleichartige Schmuckkästen im Grünen Gewölbe herrühren, die alle um 1700 entstanden sein mögen. Diese Form der Tischuhren kommt dann außer Mode. Sie wird ersetzt bei kleineren Prunkstücken durch wieder turmartige Gehäuse mit senkrecht angebrachtem Zifferblatt. Die Hersteller sind dann aber Dresdner Meister, die in Juwelenschmuck sowohl, wie in dem daneben