Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/68

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eine Standuhr auf hohem Postament in Boulearbeit mit vergoldeter Bronzeverzierung, dessen Uhrwerk die Signatur „St. Martin à Paris“ trägt, eines bekannten Pariser Mechanikers und Uhrmachers, von dem auch der Mathematische Salon Werke besitzt. Die wichtigeren Künstler des Gehäuses und Postaments sind leider ungenannt, Inv. IV, 311. Das Werk wird in Band III abgebildet und gewürdigt. Ferner in Gestalt der damals nicht minder beliebten hohen Kastenpendeluhren zwei hohe astronomische Standuhren mit Schlag- und Musikwerken in glatten Nußbaumgehäusen mit je sechs Zifferblättern auf einer gravierten und mit aufgelegten durchbrochenen vergoldeten Ornamenten verzierten Messingscheibe als Zeugnisse dafür, daß trotz der inzwischen mit anderen Instrumenten erkennbaren Himmelserscheinungen deren mit mechanischen Mitteln bewirkte Vorstellungen immer noch ihre Liebhaber fanden. Sie tragen die Signatur: Claudius Du Chesne Londini fecit (Inv. VII, 1). Die Hauptexportländer dieser als Möbelstücke aufgestellten Zimmeruhren waren ja England und Holland.

Indem wir die Entwicklung der Hausuhren bis in das 18. Jahrhundert verfolgten, sind wir schon mit kleineren Werken der Feinuhrmacherei bekannt geworden, die als am Körper des Menschen tragbare Taschenuhren zuerst entstanden und zu kleinen Standuhren umgewandelt worden waren. Wie derart die Taschenuhren in die Standuhren gelegentlich wieder einmündeten, so sind sie auch von ihnen ausgegangen und haben sich dann in selbständigen Strömen der Entwicklung von ihnen abgesondert. Im Anfang stehen die flachen Tischuhren mit obenauf liegendem Zifferblatt gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts, die auch als Reiseuhren mitgenommen werden konnten. Die immer flacher gewordenen Gehäusdosen in zylindrischer Form erhielten dann Öse und Ring, wodurch sie zum Hängen eingerichtet wurden und ebenso wie die Gnadenpfennige und Anhänger auf der Brust getragen werden konnten. Die ersten dieser Halsuhren haben auch die Gestalt ähnlich den runden Medaillen, nur sind sie ungleich dicker, da sie ja das Uhrwerk in sich bargen. Beispiele hiervon sind im Grünen Gewölbe nicht vorhanden. Paul von Stetten berichtet in seiner Geschichte der Augsburger Kunsthandwerker S. 65, daß um das Jahr 1558 in Augsburg von jungen Herren kleine runde Schlaguhren auf der Brust hängend getragen wurden, sie blieben auch noch lange im 17. Jahrhundert im Gebrauch. Doch erhielten sie schon bald in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen scharfen Konkurrenten, der die ursprüngliche Abhängigkeit