Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/69

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jener runden Form von der Tischuhr aufgab und in der ovalen Form einen geeigneteren Träger für die Schmuckfreudigkeit der Zeit gefunden hatte. Bald erhielt auch diese lange in Geltung gebliebene Form der Halsuhren noch mancherlei Abwandlungen, sei es in Kreuzform oder in Gestalt von beliebigen auf der Brust tragbaren Zierstücken, wie Blumen oder Tieren. Im Lauf des 17. Jahrhunderts wurden diese ovalen Uhren womöglich noch dicker, bis zu der sprichwörtlichen Eiform ausgestaltet, die lange Zeit irrig als die ursprüngliche Form der Kleinuhren angesehen wurde. Daneben ging mit der fortschreitenden Technik das Bestreben, immer kleinere Uhren herzustellen.

Als eines der frühesten und zugleich kostbarsten Erzeugnisse dieser Entwicklung besitzt das Grüne Gewölbe eine ovale flache Anhänger-Uhr, in goldenem Gehäuse mit emaillierter durchbrochener Randverzierung, deren Öse mit Brillantdicksteinen verziert und von zwei emaillierten Kindern flankiert ist. An den Seiten ist die Mitte gleichfalls durch Brillanten verziert und das Ende durch eine Hängeperle. Der Feinheit dieser Verzierung entspricht die Verzierung beider Werkseiten mit ausgestochenen und durchsichtig emaillierten Ornamenten. Dieses Halsührchen deutscher Arbeit war auch den kostbarsten Anhängern, die damals getragen wurden, zum mindesten ebenbürtig. Es ist mit solchen im 3. Band abgebildet. Wenn nicht schon Vater August, so doch sicher Kurfürst Christian I. reg. 1586–91, muß es besessen haben.

Gleichfalls noch ziemlich flach ist dann die Halsuhr in Kreuzform, deren Uhrwerk nach der Signatur in Bremen von Friedrich Hübner hergestellt wurde. Für das Gehäus ist hier schon das für Halsuhren üblich werdende vergoldete Messing benutzt worden, ein Zeichen dafür, daß sein Hersteller, in dem wir wohl den Uhrmacher selbst zu erblicken haben, nicht in erster Linie daran dachte, dem Luxusbedürfnis eines fürstlichen Abnehmers gerecht zu werden. Doch ist der Uhrmacher nicht damit zufrieden, ein kleines Meisterstück vollendet gebildet zu haben, er hat auch noch die hintere Werkplatine mit reichem Schmuck ausgestattet. Der Wohnort des Uhrmachers kann als ein Anzeichen dafür betrachtet werden, daß Höchstleistungen der Feinmechanik sich sehr bald in ganz Deutschland entfaltet haben, zugleich mit der auch allenthalben aufblühenden Goldschmiedekunst. War doch auch insbesondere in den Städten und Ländern an der Wasserkante mit dem seit den Tagen der Hansa jetzt wieder zu neuem Leben erwachten Seehandel ein großer Wohlstand eingezogen. Zeugnisse dafür bieten die großen Werke des Hamburger Meisters Jakob Mores,