Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/82

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gekommen sein. Der Hauptwert für ein solches repräsentatives Werk bestand doch in seiner Zurschaustellung auf besonders hierzu aufgebauten Tresors oder auf der Tafel selbst. Dazu wurden außer den Pokalen auch gerade solche Figuren verwendet, unter denen die durch Automaten beweglichen Stücke gerade auch zur Erheiterung der Gäste zu dienen bestimmt waren. Ihr Zusammenklang mit allem übrigen Tafelsilber hatte wohl veranlaßt, zunächst nur solche silbervergoldeten Schaustücke zu bevorzugen. So kam also auch von seiten der Besteller und Empfänger der Werke der Antrieb dazu, daß gerade die Silberschmiede sich der Herstellung solcher figuraler größerer Werke zuwandten, mit denen nebenbei oft noch ein praktischer Zweck verbunden war.

Als die letzten Ausläufer dieser Richtung sind die drei auf Holzsockel gestellten Statuetten aus getriebenem Silber zu betrachten auf Tafel 37, die als Kunstwerke allein um ihrer selbst willen Beachtung verlangten, da sie weder als Gefäß noch als Automat noch einen Nebenzweck zu erfüllen suchten. Diese verzichten nun auch auf die Vergoldung. Alle drei stellen antike Götter vor, in der Mitte der schreitende Jupiter mit dem Blitzbündel, zu den Seiten je eine Minerva. Das Interesse für antike Statuen war im 17. Jahrhundert immer stärker verbreitet. In zahllosen Kupferstichen waren diese abgebildet, in kleinen Bronzegüssen wurden Kopieen gesammelt, die neolateinische Kultur des 17. Jahrhunderts begünstigte die Wahl mythologischer Gestalten in Gemälden und Bildwerken aller Orten. So erklärt es sich, daß auch die Silberschmiede von dieser Zeitströmung ergriffen wurden und mit den Werken der Bildhauer zu wetteifern suchten. Der Jupiter scheint direkt von einer Bronzestatuette angeregt zu sein, mit den beiden Minerven wird es sich kaum anders verhalten. Alle drei Statuetten sind nach den Beschaumarken in Augsburg entstanden, Jupiter und die links stehende Minerva sind Arbeiten des 1666 verstorbenen Abraham Drentwett, die rechts stehende, kaum viel später anzusetzende Minerva trägt die Marke der Melchior Küsel, gest. 1700, der dort 1668 geheiratet hat. Darnach sind zweifellos alle drei Werke erst von dem kunstliebenden Kurfürsten Johann Georg II., r. 1656–1680, erworben worden; sie sind auch wohl erst in den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts entstanden. In Augsburg ließ sich der Maler Joachim von Sandrart von 1660–1674 nieder, er brachte ganze Bände von Zeichnungen und Stichen nach antiken Statuen in Italien dorthin mit. Damit scheint er nicht ohne Einfluß auf die Augsburger Kleinplastik geblieben zu sein. Bei allen drei Werken macht sich eine ausgezeichnete