Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/87

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Blumen besonderes Lob gespendet. Darum ist es wahrscheinlich, daß wir in der rechteckigen goldenen mit Blumen um ein ovales Mittelfeld emaillierten Platte, deren Rückseite mit einem Spiegel belegt ist, ein Werk seiner Hand besitzen (III, 51). Das aufgelegte Mittelfeld ist mit Maleremail auf weißem Schmelzgrund mit einem Strauß in einer Vase bedeckt. Darin ist also die in Limoges übliche Technik angewendet, doch die Platte selbst ist in anderem Verfahren auf dem Goldgrund in Tiefschnittemail mit den Blumen besetzt, deren Farbenspiel mit dem unbedeckten und durch Strichelung schraffierten Goldgrund sich zu glänzender Wirkung vereinigt. Man wird dabei an mittelalterliche Blumenmalereien der livres d’heures, die auch zuweilen auf Goldgrund gemalt sind, erinnert. Eine Einwirkung von Limoges aus ist hierfür nicht anzunehmen. Email auf Goldgrund ist seit dem 15. Jahrhundert ununterbrochen für kostbare Erzeugnisse beliebt gewesen, so daß also von Werkstatt zu Werkstatt hinreichende technische Erfahrung fortgepflanzt wurde. Die hier angewandte Technik mag sich nicht genau mit dem Tiefschnittemail decken, das im 17. Jahrhundert, so besonders in der Fassung von Bergkristallgefäßen, wieder größere Anwendung fand, sowohl in Italien, wie in Deutschland und Frankreich. So war also der Weg zu diesem Werk vorbereitet. Die Blumenliebhaberei war ja im 17. Jahrhundert von Holland aus in allen Nachbarländern lebhaft erwacht. Die Ölmalerei der Holländer hat zunächst das Feld wieder für die Kunst erschlossen, daran schloß sich die Blumenmalerei mit vielen anderen Mitteln. Sogar eingelegte Arbeiten, wie die herrliche Arbeit des Dirk van Ryswyck in Perlmutter, im Grünen Gewölbe (III, 175 im 4. Band) von 1654 oder die Tischplatte in Pietra dura (II, 250) bieten ein Beispiel dafür, wie auch das Kunsthandwerk daran Geschmack fand, darin seine Fertigkeit zu erproben. An künstlerischem Feingefühl und der Fähigkeit, das lockere und hauchzarte Wesen der Blumen im Bilde wiederzugeben stehen diese drei unter sich so verschiedenen Arbeiten auf gleichhoher Stufe. Noch ein anderes kleineres Werk, eine goldene Kapsel in Buchform, ist auf beiden Seiten ganz in gleicher Technik mit Blumen auf Goldgrund verziert und ist sicher von der gleichen Künstlerhand ausgeführt (VI, 81°).

In Deutschland haben wir aus dem 16. Jahrhundert Zeugnisse dafür, daß die Emailmalerei auf Goldgrund in hoher Blüte stand. In dem von dem Erzbischof von Mainz und Magdeburg, Albrecht von Brandenburg, in Halle angesammelten Domschatz befanden sich kleine Altärchen mit Emailmalerei auf Goldgrund.