Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/90

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Der Wandspiegel von Theodor de Bry auf Tafel 43 ist ein Werk, dessen Verzierung abweicht von der zur Zeit der Renaissance üblichen Ausstattung, an der plastisch vortretende Verzierungen nicht fehlen dürfen. Er hat noch die meiste Verwandtschaft mit einem breiten Bilderrahmen. Das eigentliche Spiegelfeld ist klein (24x20 cm), der Rahmen aber ist breit. Das Spiegelfeld ist durch einen Deckel verdeckt, das Ganze bildet so eine Ziertafel als Wandschmuck von 51x47 cm Flächengröße. Sein Verfertiger war, so viel wir wissen, im Hauptberuf Kupferstecher, sein umfangreiches Werk läßt auch darauf schließen, daß er ausreichende Arbeit gefunden hat. Sein Verkehr mit Silberschmieden mag ihn zu dieser Gelegenheitsarbeit veranlaßt haben, an der er seine Eigenschaft als Kupferstecher nicht verleugnet. Die ganze Verzierung ist nur zeichnerisch empfunden, wie bei den antiken etruskischen Spiegeln, dabei zeigt er sich hier in der Hauptsache als Ornamentist. Die fünf figuralen Darstellungen, mit denen er in ovalen Rahmen die Groteskdekoration des Rahmens und des Spiegeldeckels unterbricht, sind nicht seine eigenen Erfindungen. Auf dem obersten und dem mittelsten Bildfeld ist neben der eigenen Signatur TBfe. das Monogramm QMAS beigefügt. Die Darstellungen sind Grabstichelarbeiten des Kupferstechers. Das Monogramm deutet auf den Erfinder dieser fünf Kupferstiche, oder richtiger Silberstiche. Da nun beide Signaturen in Spiegelschrift eingegraben sind, so könnte man annehmen, die Platten seien ursprünglich für den Papierabdruck, auf dem dann die Schriftzeichen richtig zu Gesicht kommen, bestimmt gewesen. Dagegen spricht aber ihre ovale leicht gewölbte Fläche und die dafür ungewöhnliche Verwendung von Silber. Man kann also die Spiegelschrift auch aus der Gewohnheit des Kupferstechers erklären. Da nun alle Darstellungen, außer der obersten mit dem von Putten gehaltenen leeren Wappenschild, die Verwendung von Spiegeln illustrieren, und da auch das oberste Feld ohne eine solche Darstellung doch auch mit beiden Monogrammen signiert ist, so ist unverkennbar, daß alle fünf ovale Felder schon in der Vorzeichnung als Verzierung eines Spiegels erfunden sind. Nun besteht noch eine Schwierigkeit. Das Monogramm des Zeichners der fünf ovalen Felder könnte vielleicht auf den Antwerpener Maler Quinten Massys gedeutet werden, dessen Lebenszeit, 1466–1530, ist aber so viel früher als die des Theodor de Bry, 1528–1598, daß dadurch eine Zusammenarbeit beider ausgeschlossen ist. Das Monogramm wird also auf einen anderen Zeichner hinweisen. Auf den Silberschmied, der den Rahmen gemacht hätte, kann es nicht gedeutet werden,