Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/95

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entwickeln sich daraus nackte kriegerische Halbfiguren. Wie diese Voluten in der Höhlung mit Trophäen bedeckt sind, wie sich Schlangen um ihre Ranken winden und allerlei Rollwerk, das ist nur ein Beispiel der überall üppig wuchernden Formenphantasie. Mit zierlicheren Rollwerkmotiven umspinnt diese die beiden Nischen seitlich der den Spiegel flankierenden vorgekröpften Säulen, ohne daß dadurch die in den Nischen stehenden antiken Krieger, ebensowenig wie die Sitzfiguren, in ihrer Wirkung beeinträchtigt werden. Prächtig, wie diese freistehenden Säulen von vorgerollten Bügeln mit Büsten getragen werden und wie von ihren Kapitellen aus mit Masken und Drachenköpfen ausgestattete Voluten das Kranzgesims umfassen. Die unter dem Gurtgesims und der Schlußvignette eingeschobene Zone ist etwas überschattet von dem im Bogen ausladenden Mittelteil des Gesimses. Sie ist gegliedert in eine Halle zwischen zwei Nischen, darin auf Sockeln als dekorative Statuen charakterisiert der in Fesseln gehaltene Staat, die Zeit und der Friede, umgeben von den Genien der Gerechtigkeit und von Glaube, Liebe und Hoffnung. Die seitliche Ornamentik ist mit ihrem Gemisch von Pferdebüste, Volute mit Frauenbüste, Frucht und Vase und Festons schon überreich. Doch mußte sie noch verziert werden mit einem farbigen Glasfluß in Kastenfassung. Solche auch größere Glasflüsse sind auch sonst noch aufgesetzt, doch ist damit der Gesamteindruck unnötig noch unruhiger geworden. Das gleiche gilt für die Reihen von ovalen Glasplättchen mit den Wappen der Königreiche in Hinterglasmalerei, die am Gurt- und am Kranzgesims angebracht sind, ebenso für die Reihe noch kleinerer solcher ovaler Scheiben mit den acht christlichen Tugenden unter der Zone des gefesselten Staates.

Der Giebelaufbau des Spiegels mit seinem aufsteigenden Rollwerk wird fast verdeckt von den davorgesetzten Gestalten und einer großen die Mitte einnehmenden Scheibe mit Hinterglasmalerei, darin Christus am Kreuz vor dem Reichsadler, umgeben von den Wappen aller deutschen Staaten; diese ist von zwei hohen Obelisken flankiert. Den packendsten Schmuck aber bilden die beiden nach außen sprengenden Reiter in antiker Kriegertracht. Darin offenbart unser Meister, daß er über alle Schwierigkeiten der Darstellung mit spielender Sicherheit Herr ist. In würdevoller Haltung ragt in der Mitte empor ein Ritter in antiker Rüstung. Er steht auf einer kleinen Scheibe mit Hinterglasmalerei, die das ewige Reich des himmlischen Jerusalem zeigt, umgeben von den Bahnen der Himmelsgestirne. Im Gegensatz hierzu sollen