Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 3.pdf/111

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Beispiel dafür, wie J. H. Köhler an einem solchen anspruchsloseren Stück auch auf die Vorliebe für die Verwendung von Barockperlen zu Figürchen neben der gleichzeitig beliebten Emaillierung Bedacht nahm, bietet die auf derselben Tafel 35 unten Mitte abgebildete kleine Dianauhr, die schon im 2. Band S. 58 erwähnt ist, zu der eine Taschenuhr verwendet wurde.

Einen Vorläufer dieser Verwendung haben wir schon im 2. Band auf Tafel 28 kennengelernt. J. H. Köhler hat davon mehrfach Gebrauch gemacht, so auch an der Standuhr auf schwarzem Achat in Form einer Sonnenmonstranz auf Tafel 30; dazu hat er die Uhren selbst von auswärts bezogen, bei der kleinen Dianauhr von einem Uhrmacher aus Rouen, bei dieser größeren Uhr von einem Meister aus Poitiers. Dabei sah er sich jedoch veranlaßt die Taschenuhr, wohl von einem Dresdner Uhrmacher, in eine Pendeluhr verwandeln zu lassen; er hat dabei die vergoldete Rückseite sehr sorgfältig mit Laub- und Bandwerk graviert und ziseliert. Die Vielseitigkeit seiner Kunstweise zeigt er dann an dem Aufbau und der Ausstattung der Vorderseite. Den Eindruck, daß man hier eine Taschenuhr vor sich habe, läßt er gar nicht aufkommen, indem er das von einem Kranz von Rubinen eingefaßte Zifferblatt mit einem flachen mattgoldnen bewegten Rand umgibt, der mit goldnen und mehrfarbig emaillierten Reliefranken, sowie in den Achsen mit Kameen und in den Diagonalen mit Rubinen, daneben mit kleineren Diamanten bedeckt ist. Der Knauf des Schaftes, der diese Scheibe trägt, ebenso auch der rund ansteigende, radial gegliederte Sockel, sowie der die Scheibe krönende vasenförmige Knopf sind aus schwarzem orientalischen Achat geschnitten. Die Zwischenglieder sind mit Diamanten und großen Smaragden besetzt, der Knopf mit einem großen Rubin, die Steinteile aber sind mit Juwelen und Ranken inkrustiert, der Knauf mit Kameen. Dazu kommt der Besatz mit Kameen und Rubinen an der mit Ranken ziselierten Goldeinfassung des Sockels. Diese seltene Technik der Inkrustation ist hier von Köhler aufs glücklichste mit den schwarzen Achaten und ihrer Einfassung in Harmonie gebracht, die Kameen bilden mit den Juwelen gut verteilte Akzente.

Mit seinen Stutzührchen scheint Köhler auch in Dresden Nacheiferung gefunden zu haben. Hatte er ja auch schon Dresdner Uhrmacher hierbei mitwirken lassen, so an der Hubertusstutzuhr in Band 2, Tafel 26 und auf einer Uhr mit Baldachinwand (VI, 158) J. G. Graupner. Auf Tafel 35 ist unten rechts eine in der Form einfachere, aber doch mit Diamanten und Rubinen