Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 3.pdf/126

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von ihm als Museum ausgestaltet und zugänglich gemacht worden war, so läßt sich wohl daraus entnehmen, daß die Notiz erst nach dieser Zeit geschrieben und auch das Notizbuch selbst nicht früher entstanden ist. Auf seinen Deckeln sind zwei Emailgemälde von aus Blumen in Relief gebildeten Goldrahmen eingefaßt, bei dem die rot, weiß und grün emaillierten Blumen sich sehr geschmackvoll in zarter Tönung von dem Goldgrund abheben, ebenso ist auch der Rücken behandelt. In leichteren Farben sind die beiden Emailgemälde mit Jagdszenen der Diana gehalten, die Figurengruppen sind mit vollendeter Kunstfertigkeit komponiert und in jeder Bewegung natürlich und lebendig ausgestaltet. Man möchte bei solcher Vollkommenheit glauben, daß der Emailmaler sich nicht damit begnügt habe, fremde Kompositionen nachzubilden, wie dies sonst in der Emailmalerei nicht gerade selten ist, sondern daß er die Szenen auch selbst erfunden habe, die sich aber von dem Zeitstil nicht unbeeinflußt zeigen, wie ihn ein Adriaen van der Werff (1659–1722) allgemein beliebt gemacht hatte. Es ist immerhin nicht ausgeschlossen, daß wir für diese in ihrer Art vollkommene Arbeit an einen Dresdner Meister zu denken haben. Einige Verwandtschaft mit ihr bekunden die blau in blau gemalten Emailbilder mit mythologischen Szenen auf der Rückseite des großen Kabinettstücks von Melchior Dinglinger des Lebens höchste Freuden, das er 1728 mit seinem Bruder Georg Christoph Dinglinger zusammen ausgeführt hat. Wir besitzen kein Zeugnis dafür, daß Melchior selbst auch als Emailmaler tätig gewesen sei. Bisher ist stets sein, Ende 1720 verstorbener Bruder Georg Friedrich Dinglinger als der Emailmaler ausschließlich anerkannt worden, von dem ja auch mehrere selbständige Emailgemälde im Grünen Gewölbe zu sehen sind. Diese stehen aber mit jenen Arbeiten in keinem Zusammenhang. Dagegen ist Georg Christoph bisher stets nur als Mitarbeiter seines Bruders Melchior nebenher genannt worden. Nur einmal, und zwar gerade an jenem Tafelaufsatz auf den Tafeln 56 und 57 tritt er aus seiner Zurückhaltung heraus. Dort hat er vorn eine kleine Silberplatte angebracht, worin er sich ausdrücklich die Ausführung der Arbeit zuschreibt. Der Aufbau und das Schweifwerk dieses Kabinettstücks auf der Vorderseite bekunden allerdings im Entwurf wie in Einzelheiten der Verzierung die Kunstweise Melchiors. Hierbei kann Georg Christoph nur als Mitarbeiter unter Leitung seines älteren Bruders gearbeitet haben. Dagegen sind die Emailbilder der Rückseite selbständige Zutaten, die mit dem Stil