Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 3.pdf/128

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

waren. Von jenen Zutaten ist allerdings auf der abgebildeten Deckelfläche nichts zu sehen, diese sind um die niedrigen Seitenwände der Dose gelegt. Auf den Deckel sind Chalzedonplättchen verschiedener Form symmetrisch in Zargenfassungen aufgesetzt, eine nicht allzu glückliche Verzierungsweise. Die dadurch freigelassenen Stellen hat der Ziseleur in sehr geschickter Weise mit stilisiertem Ranken- und Bandwerk ausgefüllt, hier und da mit Email dieses belebt und als Akzente durchsichtig rot emaillierte Schmetterlinge, sowie in der Mitte in Silber eine mit Edelsteinen besetzte Blattmaske in stärkerem Relief herausgehoben und so durch seine plastische und farbige Belebung dem Deckel eigenartigen künstlerischen Reiz verliehen. Dazu kommt nun noch der Belag der Seitenwände mit den ganz gleichartigen Gliedern, wie sie nebenan als Teile einer Gürtelkette abgebildet sind. Deren länglich rechteckige Kasten sind ausgefüllt mit Glasplättchen. Von diesen Glasplättchen sind nun auf Goldfolien farbig und durchsichtig emaillierte, ziemlich primitive Darstellungen von Tierfabeln eingefaßt, so daß der Eindruck von Mosaik entsteht. Das Verfahren bei der Herstellung ist nicht genau zu ermitteln, doch wird es dadurch gekennzeichnet, daß dasselbe Bild mehrfach wiederholt wird. Die Anwendung dieser Technik des Emails in Glas ist äußerst selten. Gleichartige Glieder mit emaillierten Ranken sind nur noch in der Sammlung Figdor in Wien, sowie im Victoria- und Albert-Museum und der Wallace-Collection in London anzutreffen. Die schon ältere Bezeichnung unserer Kette als einer ungarischen scheint dadurch gestützt zu werden, daß die Glieder mit dem Geschenk des Kaisers Josef I. hierherkamen.

Die vielfältigsten, ja man kann sagen, alle nur möglichen Techniken sehen wir angewendet an der Ausgestaltung und Verzierung der Tabatièren und der mit ihnen verwandten Gegenstände, diesem vom Ende des 17. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bevorzugten Gebiet der Goldschmiedekunst. Im Grünen Gewölbe ist diese Gruppe von Werken nicht allzu reichlich vertreten. Das hängt damit zusammen, daß diese Sammlung nach dem Tod Augusts des Starken, 1733, nur noch vereinzelt Zuwachs erhielt, während gerade nach seiner Zeit die Tabatièren-Industrie zur höchsten Blüte gelangte. August der Starke selbst hat sich zu den verschiedenen Juwelengarnituren seiner Prachtgewänder auch Dosen in mit diesen jeweilig übereinstimmender Ausstattung anfertigen lassen. Wir finden auch in den frühesten Rechnungen der ihm von M. Dinglinger gelieferten Arbeiten Dosen mit aufgeführt, doch lassen sich