Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 3.pdf/150

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

bei beiden Teilen an Permosers festliche Zwingerplastik erinnert. Wie dort am Wallpavillon die Satyratlanten in launiger Unterhaltung ohne ersichtliche Kraftanstrengung das Gebälk tragen, so erscheint auch hier dem Satyr das Tragen des straff emporgerichteten hohen Kelchs eine leichte Mühe. Trotzdem erscheint uns das, was dort durch Anlehnung an die Architektur ganz unbedenklich wirkte, hier bei der Rundplastik als ein die Vorstellung der Wirklichkeit außer acht lassendes Wagnis. Man wird dabei an Bühnenarchitektur der Zeit erinnert, bei der gelegentlich Säulenschäfte durch menschliche Gestalten unterbrochen werden, und man wird darum, was dort erlaubt und erträglich schien, dann auch hier an einem Ziergefäß als durch das gleiche Zeitgefühl hervorgerufen gelten lassen. Flott und geschickt durchgebildet ist daran alles, von den architektonischen Profilen des Sockels zu dem pflanzenhaften Wuchs des Kelchs und darüber zu den lebhafter bewegten Formen der von Ranken und Festons umspielten, gemuschelten Fassung der Schale, ihres Thronsitzes und Ausgusses.

Noch ein zweites Ziergefäß steht mit der Dianaschale in einem gewissen Zusammenhang. Es ist der auf Tafel 53 abgebildete goldene, eiförmige Jagdpokal des Herzogs Christian von Sachsen-Weißenfels, r. 1712–1736, seit 1712 vermählt mit Prinzessin Christine von Stollberg. Darauf deutet das Monogramm auf dem einen der drei Schilde, mit denen das Ei in seiner mittleren Zone besetzt ist, während die beiden anderen Schilde sein sächsisches Herzogswappen und das Wappen seines Fürstentums Querfurt enthalten. Der Pokal ist also nicht vor 1712 entstanden, kann aber sehr wohl einige Jahre später hergestellt sein. Ist das Stück von Melchior Dinglinger erfunden und in seiner Werkstatt ausgeführt, wogegen nur das korrekte und zahme Bandwerk-Ornament entlang den wagerechten Profilleisten einige Zweifel aufkommen läßt, dann könnte man wohl an die Ausführung eines Entwurfs von seinen vorher erwähnten Zeichnungen von 1718 zum Jagdservice Augusts des Starken denken, an dessen Stelle dann das Dianabad gewählt wurde. Denn dieser Eipokal dient ebenso dem Gedächtnis der Jagdgöttin Diana, er ist zwischen den drei Schilden mit drei Büsten der Diana besetzt und wird von einem verendenden Hirsch getragen, an dessen Hals sich ein Jagdhund festgebissen hat, was in diesem Zusammenhang unschwer auf die Bestrafung des Aktäon zu deuten ist. Eine gut beobachtete und lebenswahre Gruppe, für die es vorteilhaft ist, daß nur der Hund emailliert wurde, wogegen der Hirsch in Gold ziseliert ist.