Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 3.pdf/153

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ein freigeschnittener großer Jaspiskopf, ein großer und ein kleinerer erhabener Kaiserkopf aus Jaspis, zwei große erhabene Köpfe aus Karneol, ein großer Kopf mit der Löwenhaut aus Onyx, in doppelter Couleur geschnittene Köpfe aus Achat, ein alter Kopf von Sardonyx und ein voll erhabener Kopf aus Achat. Diese Ankäufe lassen erkennen, daß dafür nicht nur rein künstlerische Bewertung bestimmend war, auch nicht, ob antike oder moderne Arbeit, sondern zugleich oder vorwiegend das gegenständliche Interesse, wie schon in dem ganzen Jahrhundert zuvor. Bildnisköpfe und in erster Linie die Köpfe der römischen Kaiser wurden gesammelt. Diese Moderichtung hat ja wesentlich die Wiedereinführung der alten Techniken des Edelsteinschnitts begünstigt. Diese Köpfe wurden auch in Kupferstichwerken veröffentlicht, nicht zuerst wegen ihres Kunstwertes, sondern als Gedenkstücke der Geschichte des Altertums. So beschäftigt sich der begleitende Text dieser Werke fast ausschließlich mit den Biographieen der auf den Kameen Dargestellten. Dafür, daß diese Sammlermode von Italien aus auch in Deutschland Eingang gefunden hatte, bietet uns Joachim von Sandrart 1679 im 2. Band seiner „Teutschen Academie der Edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste“ ein Beispiel. Er gibt dort in Anlehnung an jene früheren Werke mit ebensolchem begleitenden Text die Abbildungen der Köpfe der ersten zwölf römischen Kaiser lediglich in Rücksicht auf die Sammlerinteressen seiner Zeit. Besonders in den fürstlichen Sammlungen waren jene ersten zwölf römischen Kaiser unerläßlich, sah man doch in jenen antiken Herrschern die vorbildlichen Vorgänger des eigenen Herrschertums. August der Starke hegte diese Verehrung nicht nur im Hinblick auf die von den römischen Kaisern ausgeübte politische Macht, sondern auch in Erinnerung an die monumentalen Denkmäler der Kunst, die er in Rom kennengelernt hatte, und an alle anderen aus dem Altertum stammenden Kunstwerke. Der baulustige Fürst, der sich seine Residenz in ähnlicher Art umzugestalten bestrebt war, wie er es sich aus den Resten der römischen Kaiserfora vorstellen konnte und der diese Residenz durch Erwerbung von Kunstwerken aller Art vor anderen zu erheben suchte, ließ es sich gern gefallen, wenn man ihn als den Augustus anrief, der ein neues augusteïsches Zeitalter für sein Land geschaffen habe.

Den Vergleich mit dem Kaiser Augustus, zu dem sein Name die äußerliche Gelegenheit bot, suchte er wohl gar selbst zu fördern und so läßt er sich bei seinen Festaufzügen als antiker Herrscher in römischer Cäsarentracht bewundern