Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 3.pdf/167

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seiner Verbindung mit emaillierten Masken, Köpfen und Büsten ist in seiner Erfindung eine Glanzleistung des Meisters, ebenso ist es in dem lebendigen Schwung seiner Bewegung von dem Goldschmied Georg Christoph bis in jede Spaltung und Umrollung hinein ausgezeichnet durchgebildet. Das Zeugnis, das sich dieser ausstellt, läßt darauf schließen, daß auch die Emaillierung der Gehänge, sowie der Figuren und Figurenteile von ihm ausgeführt worden ist, ebenso auch die Juwelier- und Ziselierarbeit. Dann war also auch das Vertrauen, das sein älterer Bruder in ihn setzte, voll gerechtfertigt. Wie nun selbstverständlich die geschliffenen Edelsteine und Perlen dazu von anderer Seite geliefert worden waren, so mag es auch mit den polierten Moosachatplatten gewesen sein. Als Gegenstücke zu diesen Steinen sind nun auf der Rückseite Emailmalereien angebracht. Diese blau in blau gemalten Szenen sind in so glücklicher Laune erfunden, so natürlich und anmutig in dem Leben der Gestalten dargestellt, daß man an der Rückseite nicht geringeres künstlerisches Interesse nehmen wird, als an der Vorderseite. Bezieht sich Georg Christophs Zeugnis auch auf diese Arbeiten? Dann wäre er als Emailmaler noch weit höher zu schätzen, denn als Goldschmied. Es ist aber doch auch trotz seinem Zeugnis möglich, daß er diese Zutaten zur Fassung in das Werk von anderer Seite geliefert erhielt. Der Emailmaler hat jedenfalls für jede Platte von dem Erfinder die Maße und die Form genau vorgezeichnet erhalten, er mußte also in Dresden erreichbar sein. War etwa Ismael Mengs (1690–1764) damals in Dresden tätig? Oder wer sonst? In der Entwickelung der Emailmalerei dürfen diese Arbeiten auf alle Fälle nicht übersehen werden.

Die beiden kleineren Kabinettstücke, die nach Dinglingers Erklärung den Frühling und das Ende des Lebens versinnlichen sollen und die er mit jenem so reich ausgestatteten größeren Kabinettstück von des Lebens höchsten Freuden zu einer Gruppe vereinigt sehen wollte, bilden in ihren Verhältnissen, in der ruhigeren Haltung der Figuren des einfacheren Sockels und in der zwar immer noch stark bewegten, aber doch bescheideneren Umrahmung der ovalen Reliefbilder einen wohlberechneten Zusammenklang mit dem Mittelstück, sie bilden zu diesem die Hebung und die Senkung und bringen dessen temperamentvolles Leben hierdurch um so mehr zur Geltung. Die Motive der Darstellung des ersten dieser Stücke auf Tafel 55 sind von Dinglinger auf den Frühling des Lebens gedeutet, man könnte jedoch nur in der gut geschnittenen Gemme aus gelbem Opal hinten auf der in dem Sockel stehenden