Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 3.pdf/280

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1. Oben links: Kleine Schale aus edlem Serpentin in Form eines Kugelabschnitts in Goldfassung mit niederem Fuß und glattem Rand, an dem vorn eine Delphinmaske mit Akanthusranken als Ausguß dient und hinten ein Angriff henkelförmig gebildet ist. Italienisch. 16. Jhdt. (H. 3,7 – V. 382.)


2. Oben Mitte: Schale auf gedrehtem ausgebauchtem Schaft und flachem Fuß aus braunem Jaspis in flach gehöhlter Muschelform. Der leicht erhöhte Wirbel hat eine Fratze als Fassung, darauf steht die in Gold emaillierte Figur einer Venus mit Delphin und wehendem Tuch. Ein gleichartiges Gegenstück H. 7,5 – V. 32. hat über dem Wirbel einen Merkur. Italienisch. 16. Jhdt. (H. 8,5 – V. 15.)


3. Oben rechts: Runde tassenförmige Schale aus edlem Serpentin in Goldfassung mit Emailverzierung. Die Schale ist unten von einem Goldreifen eingefaßt, der durch drei Delphine über den Boden erhoben wird. Sie hat oben eine flache, wagrecht abstehende Angriffsplatte in einem Goldreifen, von dem zu äußerst ein Widderkopf aufragt, während der Reifen rundum mit einem Rundbogenfries fortläuft, über dem die eingegrabene emaillierte Umschrift steht: vas ex jaspide antiquum Alexandriae Aegypti repertum tali ornamento dignum. Über dem Reifen ein geschweift ausladender goldener Mundrand. Italienisch. 16. Jhdt. (H. 7 – V. 383.)


4. Unten links: Kleine Nautilusmuschel in silbervergoldeter Fassung, von einem umzäunten Baumstamm getragen, den ein Mann mit der Axt zu fällen beginnt. Auf dem mit Rollwerk und Masken geschmückten Sockel drei silberne und emaillierte Buckel. Die Schienen der Fassung sind mit Türkisen, Rubinen und Granaten besetzt. Die Spirale der Muschel ist mit einer getriebenen silbervergoldeten menschlichen Fratze mit Widderhörnern bedeckt, darauf sitzt ein Affe aus oxydiertem Silber gegossen. Deutsch. Anfang 17. Jhdts. Ohne Marke. – Das ganz gleiche Gegenstück dazu wurde im Winter 1906/07 aus dem Grünen Gewölbe gestohlen. Es gelangte angeblich bald darauf durch den verstorbenen Münchner Antiquitätenhändler Adolf Steinharter in die Sammlung de Ridder in Frankfurt a. M. und ist im Versteigerungskatalog dieser hinterlassenen Sammlung von Helbing, München 1919, Nr. 185 beschrieben und auf T. XXVIII abgebildet. Das Stück kam dort infolge meines Einspruchs nicht zum Verkauf. Da die Erben eine Rechnung vorzeigten für einen über 10 Jahre zuvor bei jenem Händler von dem verstorbenen Sammler gekauften Nautiluspokal, hat meine Oberbehörde die Rückgabe des gestohlenen Pokals nicht weiter verfolgt. Doch war durch die Rechnung noch keineswegs erwiesen, daß das darin genannte Stück auch wirklich das uns gestohlene Stück war. Es gibt ja unendlich viele Nautiluspokale. Der Fall sollte jedenfalls die Lehre geben, daß die Frist, wonach Diebesgut, wenn es über 10 Jahre lang in anderen gutgläubigen Besitz übergegangen ist, dem rechtmäßigen Besitzer verlorengeht, zu kurz im Gesetz bemessen ist. Es kam dann durch Erbschaft in die Sammlung Begeer in Utrecht. (H. 17,5 – III. 177.)


5. Unten Mitte: Kleine runde flache Zierschale aus hellgrünem Serpentin auf hohem Schaft mit silbervergoldetem Filigranfuß und Deckel. Der aus der gleichen Steinart gedrehte Schaft hat Spiralwindungen. Die Schale zerbrochen. Wohl italienische Arbeit des 16. Jhdts. (H. 10 – V. 573.)


6. Unten rechts: Kleiner Nautiluspokal in silbervergoldeter Fassung, der Schaft von drei Delphinen gebildet, auf rundem mit Kinderköpfen, Rollwerk und Fruchtbündeln getriebenem Sockel. Oben auf der Wölbung eine Sphinx und in der Muschel eine bemalte Büste mit Flügeln. Spuren von Bemalung. Deutsch. Anfang 17. Jhdts. Ohne Marken. (H. 15,5 – III. 178.) – Beide Pokale erhalten durch ihre geringere Größe und die reichere Ausstattung einen zierlicheren, von den großen Kredenzpokalen abweichenden Charakter.