Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 3.pdf/62

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genannten, wird er aber weiter hinaufgerückt durch die Angabe, sie seien als Geschenke des Herzogs Emanuel Philibert von Savoyen hierhergekommen, der im August 1580 gestorben ist. Dieser terminus ante quem wird dadurch stilistisch wichtig, daß die große Neptunvase in der Münchner Schatzkammer A 39 dieselbe ist, wie Georg Habich nachgewiesen hat, die nach Morigias Angabe die Brüder Saracchi in Mailand für Herzog Albrecht V. von Bayern bis 1579 hergestellt haben. Die Henkel dieser Vase stimmen, worauf Marc Rosenberg schon 1885 hinwies, mit dem Henkel der Teufelskanne auf Tafel 18 so stark überein, daß beide Goldarbeiten nur vom selben Meister herrühren können. Dieser hat zugleich auch die goldenen Angriffe hergestellt, die an der großen Flasche auf Tafel 17 angebracht sind, die schon in dem Inventar der Schatzkammer 1588 aufgeführt wird. Ein noch früherer Zeitpunkt für die Entstehung der dort genannten Stücke wird durch die Daten der Schreiben des Kurfürsten August von Sachsen an den Herzog Emanuel Philibert von Savoyen höchstwahrscheinlich gemacht, in denen er auf die wiederholten stattlichen Geschenke des Herzogs Bezug nimmt. Diese Schreiben sind datiert vom 4. November 1574 und vom 31. Mai 1578. Daß darin nicht bloß das Silbergeschirr gemeint sein konnte, das er gleichfalls geschenkt hat, das ergeben die Einträge über dessen Kristallgeschenke in dem Inventar der Kunstkammer.

Das Grüne Gewölbe besitzt Bergkristallarbeiten, deren Entstehung seit dem frühen Mittelalter bis in den Anfang des 18. Jahrhunderts zu verfolgen ist. Aus dieser langen Reihe von Werken läßt sich die Gruppe derjenigen Stücke absondern, die im Steinschnitt und in der Goldfassung besonders kunstvoll gearbeitet sind und darin mit den im Inventar der Schatzkammer von 1588 erkennbaren Stücken ersichtlich übereinstimmen. Alle Nachrichten deuten darauf hin, daß Mailand der Ursprungsort und für lange Zeit der wichtigste Platz der künstlerischen Bearbeitung des Bergkristalls zu Ziergefäßen gewesen ist. Auch die Berufungen von Mailänder Kristallschneidern an auswärtige Fürstenhöfe haben daran nichts wesentlich ändern können, sie führten allerdings zur Befriedigung hochgespannter lokaler Bedürfnisse, doch fanden gleichzeitig die in Mailand ansässigen Meister an allen Fürstenhöfen Europas guten Absatz. Cosimo I., der erste Großherzog von Toskana (1519–74), hat wohl zuerst Mailänder Kristallschneider nach Florenz berufen. Vasari nennt den Gasparo und Girolamo Miseroni für ihn dort tätig, also wohl schon vor 1562. Beide nach Morigia Schüler des Jacopo da Trezzo (1515–87) und des Ben. Poligino.