Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 3.pdf/69

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auch kunstvollere Ziergefäße, die hier der Aufnahme in die Schatzkammer gewürdigt wurden, geschickt hatte. Es fehlen uns Nachrichten darüber, ob diese Geschenke zu Lebzeiten beider Fürsten noch weiterhin fortgesetzt wurden. Doch der Sohn und Nachfolger des 1580 verstorbenen Herzogs Emanuel Philibert, Herzog Carl Emanuel (r. 1580–1630) hat schon bald nach dem Ableben von Kurfürst August, gestorben 1586, dessen Sohn Kurfürst Christian (r. 1586–91) im Jahr 1587 einen türkischen Säbel und ein türkisches Gürtelmesser, dann einen mit Perlmutter ausgelegten Tisch und im nächsten Jahr 1588 einen mit geätzten und getriebenen Bildern und Ornamenten verzierten halben Harnisch aus vergoldetem Eisen geschenkt, ein Meisterwerk der damals weitberühmten Mailänder Plattnerkunst. In dem gleichen Bestreben wie sein Vater hat er also ein anderes Zeugnis der hohen Blüte des oberitalienischen Kunsthandwerks nach Sachsen gelangen lassen. Daß er auch noch Bergkristallarbeiten geschickt hätte, davon haben sich Nachrichten nicht finden lassen. In den Inventaren der Kunstkammer ist hierüber nichts vermerkt und für die Schatzkammer sind Verzeichnisse solcher außergewöhnlicher späterer Zugänge nicht vorhanden.

Indem aus jener Gruppe von italienischen Bergkristallarbeiten eine Auswahl der schönsten Stücke in Abbildungen auf den Tafeln 14–24 u. 26 vorgeführt wird, kann es sich hier nicht auch darum handeln, die Namen der Künstler der einzelnen Arbeiten zu ermitteln und deren Verhältnis zu der gesamten Entwicklung dieses zu höchster Vollendung gelangten Gebiets des Kunsthandwerks darzulegen. Es muß dies der Sonderforschung überlassen bleiben, die noch im Fluß ist und die zu gesicherten Ergebnissen erst gelangen kann, nachdem die über die Sammlungen ganz Europas und auch schon Amerikas verstreuten Werke hinreichend bekannt geworden sind. Zunächst wird von Ernst Kris über „die Edelsteinschneider der italienischen Renaissance“ in Wien ein Werk erscheinen, das unsere Erkenntnis erheblich erweitern soll. Hier möge es genügen, die Herkunft und die Kunstweise der im Grünen Gewölbe befindlichen Hauptwerke zu erkennen, beginnend mit dem als Geschenk des Herzogs Emanuel Philibert bezeugten Spiegel. Ehe wir uns aber diesen Mailänder Arbeiten zuwenden, sind zwei vor jenen entstandene Kunstwerke deutschen Ursprungs zu besprechen.

Das in dem Inventar der Schatzkammer von 1588 aufgeführte Kristallglas auf goldenem Fuß, oben auf dem Deckel ein weiß und blau geschmelzter Mann,