Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 3.pdf/74

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der Reinigung zunehmend heller geworden ist, als dies früher der Fall gewesen ist. Der gleiche Besatz mit juwelenbesetzten Zierstücken, wie unten am Sockel, läßt die Silberfassung des Spiegels aber doch als zugleich mit dem Sockel entstanden erkennen. So scheint nur der figurale Goldbesatz des Rahmens nachträglich hinzugefügt zu sein, um das Ganze kostbarer zu machen, doch war sicher schon von Anfang an beabsichtigt, dem oberen Teil des Spiegels wirkungsvollere künstlerische Ausstattung zu geben. Diese ist glänzend durchgeführt und sie steht mit ihrer Formengebung in leichter erkennbarem Einklang mit dem Goldbesatz an den anderen Bergkristallarbeiten, die wir jetzt als Mailänder Arbeiten der Sarachi anerkennen müssen. Wenn man nach dem Zeugnis des Morigia dafür an den Goldschmied Pietro Antonio zu denken hat, dann dürfte für die Silberschmiedearbeit des Fußes und die liegenden Figuren des Rahmens Gio. Ambrogio, das Haupt der ganzen Werkstatt, oder ein bei ihm arbeitender Geselle, in Betracht kommen. Die das Ganze abschließende Frauengestalt ist in ihrer natürlichen Anmut der Haltung ein köstliches Werk der Kleinkunst und ebenso sind die zu beiden Seiten des Rahmens dem Rund mit ihren Flügeln und Akanthusschwänzen angepaßten Frauenleiber mit großem dekorativen Geschick hinzugefügt. Hier wirken heute die abgebrochenen Enden wie nachträgliche Einfügung, ebenso auch die beiden Masken des Rahmens. Schon flauer in der Körperbildung und manierierter in der Haltung sind die beiden oben auf den Rand gelagerten nackten männlichen Gestalten, die in der Muskulatur denen des Sockels nahestehen. Der reine Goldglanz der Figuren kommt neben der teilweisen Emaillierung und den Farbsteinen gut zur Geltung. So hat sich doch der Goldschmied den Hauptanteil an der künstlerischen Wirkung des Ganzen zu sichern verstanden. Tafel 15 u. 16.

Auch bei der großen Flasche aus Bergkristall auf Tafel 17 wird man geneigt sein, der Arbeit des Goldschmieds gegenüber der des Steinschneiders den Vorzug zu geben, wenn diese auch nur auf Zutaten beschränkt blieb. Die leicht abgeflachte, in allmählicher Verjüngung in den Hals übergeführte bauchige Form der Flasche war natürlich durch die Gestalt der Naturform des Steins bestimmt. Die so geschliffene Form hat dann der Steinschneider in Tiefschnitt mit einer vielfigurigen mythologischen Szenerie, die durch ihre Mattierung sich von der wasserhellen Wandung abhebt, zu beleben gewußt. Auf der einen Breitseite versinnlicht ein gelagerter Flußgott die Örtlichkeit, in der unter hohen, mit Weinlaub behangenen Bäumen eine Anzahl männlicher Gestalten