Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 3.pdf/78

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Knauf und runden Fuß. Nur der Deckel und der vorn an der Schmalseite der Schale angebrachte langhalsige Vogelkopf läßt das Stück als Vogel erscheinen, dem auf dem Deckel die Rückenfedern in Relief eingeschnitten und zwei erhobene Flügel und ein solches Schwanzstück angesetzt sind. An dem phantastisch gebildeten Kopf und den gesträubten Halsfedern hat die Kunstfertigkeit des Steinschneiders das Hauptfeld der Betätigung gesucht und gefunden. Dazu ist der Neptun ein Zeugnis für die Vorliebe der italienischen Goldschmiede für die Herstellung solcher figuraler Kleinkunstwerke, denen die einfachere Behandlung des Vogels gut als Folie dient, man vermißt daran eine Ziselierung der Körperformen. Der bekannte große Reiher des Wiener Museums, noch aus der Ambraser Sammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol (1520–95) stammend, an den das Dresdner Stück anklingt, ist ungleich eingehender an Kopf und Hals, Flügeln und Schwanz durchgebildet und noch dazu, allerdings stilwidrig, an der den Körper bildenden Schale in zwei Zonen mit Figuren eingeschnitten, auch reich mit Juwelen und Perlen besetzt, der Fuß aber ist ganz ähnlich entwickelt.

Wenn in solchen Ziergefäßen phantastischere Formen gesucht wurden, um aus dem vorhandenen Stein möglichst viel herauszuholen, so mochte dazu bei kleineren Stücken geringerer Anlaß gegeben sein, doch wird auch da, wo nur eine Schale auf Fuß gebildet wurde, meist auch die längliche Form beibehalten, ja man hat wohl in den beiden auf Tafel 21 abgebildeten Schalen auch noch eine Anlehnung an die Form einer Galeere zu erblicken, wobei aber doch die seitlichen, in Körpern herausragenden Handhaben nicht bloß zur Zierde, sondern auch zum Gebrauch angebracht sind. Die eine Schale erinnert an eine solche Galeere durch ihren Sporn am Vorderteil, der bei Schiffen zum Rammen diente, die andere durch ihren in Muschelform geschnittenen Aufsatz, der als Andeutung des Kastells am Heck gemeint scheint. Darauf deuten auch die geschnittenen Verzierungen. Nur die konventionell gestalteten Füße der Schalen haben, wie auch bei den meisten anderen Stücken, keine Beziehung zu einem solchen der Form zugrunde liegenden Motiv. Origineller in der Erfindung ist jedenfalls die Schale mit dem Sporn. Wie dieser aus dem Maul einer in Relief geschnittenen Fischfratze herausragt, so ist auch das Heck mit einer plastisch hervorragenden Faunsmaske ausgestattet. Beide Teile haben Öffnungen. Diese mag als Einguß gedacht sein, wozu aber auch die oben offene Schale Gelegenheit bot. Die Röhre des Sporns konnte als Ausguß dienen bei der bekannten