Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 3.pdf/85

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auf dem Stiel die Figürchen des hl. Georg im Kampf mit dem Drachen, daher werden diese Löffel als Georgilöffel bezeichnet. Unserem Eßbesteck fehlt diese Darstellung, die jedoch auf dem verwandten Stück in der Sammlung Figdor zu Wien wieder vorkommt, das nur in den Formen derber ist und von dem ich nicht erwähnt finde, ob es aus Gold oder Silber hergestellt ist. Das Dresdner Stück scheint in der Ausführung das vollendetste zu sein. Die fast gleiche Arbeit des Eßbestecks in München soll von dem Nürnberger Silberschmied Franz Hillebrandt (Mstr 1580) herrühren, da dort (nach M. Rosenberg) dessen Marke angebracht ist. Daß dieser sehr geschickte Nürnberger Silberschmied auch das erste Stück dieser Art erfunden hätte, läßt sich daraus nicht schließen. Daß er überhaupt zugleich als Goldschmied, Juwelier und Emailleur tätig gewesen sei, dafür haben wir noch keine Zeugnisse. Dresden besitzt von ihm einige prächtige silberne Pokale, Wien eine Reihe solcher Doppelpokale, die durch Belag mit Perlmutterplättchen eine farbigere Wirkung erhalten haben, auf diesem Weg könnte er auch mit Gold, Email und Juwelen weitergegangen sein. Doch bisher fehlt uns der Nachweis, daß ein so hergestellter goldener Georgilöffel tatsächlich von ihm hergestellt ist.

An dem Münchner Georgilöffel ist die am Ende des Stiels knieende Königstochter in den Stiel eingezapft und bildet den Griff eines Zahnstochers. Sogar an so kleinen Gebrauchsstücken, die heute möglichst unscheinbar und unsichtbar verwendet werden, die aber vor Jahrzehnten noch zum Bestand sog. „Necessaires“ gehörten, übte der Luxussinn jener Zeit seine Zierkunst. Ja solche Stücke wurden sogar an der Kette auf der Brust mitgetragen. Auf Tafel 11 sind zwei solcher Zahnstocher abgebildet, von denen der eine die dafür damals nicht ungewöhnliche Form einer Sichel hat. Das gegenüberliegende goldene Löffelchen ist nur am Stielende mit einem Diamanten verziert.

Unter den vielen Löffeln, Messern und Gabeln der Sammlung des Grünen Gewölbes, zu denen die verschiedensten edleren Steinsorten, ebenso Elfenbein, Kristall, Perlmutter zur gefälligeren Ausstattung dienten, bildet die umfangreichste Gruppe eine Garnitur von Messern, Gabeln und Salzfässern, zu deren Angriffen Korallenzinken verwendet sind, damals geschätzte Naturerzeugnisse, die nur weniger handlich waren. Die Verbindungsstücke bestehen daran aus vergoldetem Silber teils mit Maureskenätzung, teils mit aufgelegter Drahtarbeit verziert und mit Türkisen besetzt, noch aus der Zeit des Kurfürsten August und in den ersten Inventaren der Schatz- und der Kunstkammer verzeichnet.