Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 3.pdf/93

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u. a. tätig war. Damit hoffe ich die Lösung des Rätsels, das die Ankaufsnotiz über den Kruzifix bisher aufgab, nunmehr gefunden zu haben. –

Während die Goldschmiedearbeit an jenem Kristallkreuz in Dresden keine Nachfolge fand, ist es wohl verständlich, daß die mit dem ganzen Zauber der liebevoll bis zum geringsten Teil sorgsam durchgebildete Fabelszene der Orpheusuhr Eindruck machte. Doch hat das auf derselben Tafel 13 daneben abgebildete Zierstück nur den gleichen Aufbau und den gleichen Fabelinhalt. Die Zeit, in der es entstand, hatte schon nicht mehr den Sinn für jene dort aufgewendete zierliche und saubere Kleinarbeit, der kam erst wieder zur Geltung mit Beginn des 18. Jahrhunderts. Die größere Chalzedonkugel ist undurchsichtig und dient nur mit ihrer wagrechten Teilung als Gefäß. So hat denn der stehend die Leier spielende Orpheus an Stelle eines Schaftes die Kugel zu tragen. Bei den Pokalen des 17. Jahrhunderts ist eine solche den Schaft vertretende Figur die Regel. Daneben läßt auch die derbere Formenauffassung sowohl dieser Gestalt, wie der auf der kleineren Kugel stehenden Fortuna die spätere Zeit der Entstehung erkennen. Die emaillierten goldnen Verbindungsstücke haben ihren Hauptschmuck in aufgesetzten Rubinen und vermeiden eine ausgeprägte Ornamentierung, ebenso auch der Sockel. Zwischen den dort hockenden kleinen emaillierten Tieren sitzen Tafelsteine und sechs Kameen mit geschnittenen Tieren. Die Gemmenliebhaberei der Zeit hat in Dresden schon früh dazu geführt, solche Stücke nicht nur zu sammeln, sondern sie auch zur Ausstattung von Ziergefäßen, wie dies zuerst im Mittelalter üblich war, zu verwenden. Hier ist deren Wirkung wenig günstig, da die emaillierten Tiere wirklich dasitzen, die geschnittenen aber zu liegen scheinen und nur in Relief gebildet sind. Das Stück ist so ein Zeugnis der gesunkenen Geschmacksbildung und Kunstübung und dient durch seine Nachbarschaft dazu, die Vorzüge der Orpheusuhr um so mehr würdigen zu können. Seine Entstehung ist erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts anzusetzen.

Damals lebte in Freiberg in Sachsen ein Goldschmied Samuel Klemm (1611 bis 1678), wohl der Sohn eines Silberschmieds gleichen Namens, der in Dresden für verschiedene seit 1626 an den Hof gelieferte Silberarbeit mit 327 fl. 23. 11. bezahlt wird, und Bruder eines Dresdner Silberschmieds, der 1629–45 erwähnt wird. Der Freiberger Meister Samuel Klemm hat nicht nur Silbergeräte, sondern mit Vorliebe in Email und Juwelen gearbeitet, dazu aber gern geringwertigere Steine verwendet, diese aber in reichlicher Menge. Das Grüne Gewölbe