Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 4.pdf/15

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und ordiniri wordenn und nachvolgendenn Orten zu befinden“, in einem saffianledernen, reich im Stile Jakob Krauses goldgepreßten Einband, 1588 bezeichnet, nennt als zweiten Raum:

Ein Hinteres großes Gemach gegen den Vehsten Bau Gartenn.

Dieses Zimmer war, wie wir aus dem Schloßmodell, das wohl von Paul Buchner um die Zeit des ersten Inventars gearbeitet worden ist, ablesen können, von dem südwestlichen Wendelstein aus unmittelbar zugänglich, lag also gerade über dem alten Eingang und jetzigen Bronzezimmer. Zwischen geodätischen Instrumenten, türkischen Waffen, Geschenken des Kaisers Matthias, Brech-, Folter- und Tischler-, Schlosser- und Büchsenmacherwerkzeugen stoßen wir hier auf eine Gruppe

Ahn allerley gedröheten Kunststücken, von Helfenbein, welche zum Teill von Hertzogen Augusto Churfürsten zu Sachßen hochlöblicher gedechtnus mit eigenen handen gemacht Theilß aber durch die bestelten Hoffdrößler geferdtigt wordenn.

Daß der hohe Herr in vielerlei Handwerk erfahren war, bezeugen nicht nur zahlreiche Schreiben, Rechnungen, Bestellungen, die schon bei der Berufung Paul Buchners und den Aufträgen für Leonhard Danner, dessen Vetter, den Schraubenmacher aus Nürnberg. Was er selbst in Elfenbein gedreht hat, erblickte man auf einem gemalten achteckigen Tisch, der sich in sechs Stufen erhob. Da gab es Becher, Schale, Pokale, Büchschen, und besonders die, „Kunststücklein“ genannten, nur als handwerkliche Spielereien ohne irgendwelchen Zweck geformten, meist spiraligen Säulen, Türme oder Pyramiden, die, mit ihren wechselnden Kurven und Umrissen, meist auf muschelförmigen Sockeln sich emporschrauben, um in einem Stern oder in einer figürlichen Spitze zu enden. 135 Stück zählt das Register der, von hoher Hand gedrehten Arbeiten. Damit überschreitet es die Zahl der Arbeiten des Meisters Egidius Lobenigk, dessen Gesamtnachlaß nur durch ein Inventar des Hauptstaatsarchives bekannt ist. Er hatte, durch Kurfürst August aus Köln berufen, seine Arbeits- und wohl auch Wohnräume unweit der Kunstkammer neben der Anatomiekammer. Eines seiner noch heute erhaltenen Hauptwerke ist die hohe Kontrafektsäule (II. 130, vgl. Bd. II, 48), die am 13. April 1591 der Kunstkammer übergeben wurde:

1 Ablengigter geschraubter Pyramides oder Seulen mit einer runden Kugell darinnen ein 20 eckigt Corpus mitt spitzen und darauf die geschnittenen bilder Mercurius und Sol. Unten auf einem schwartzen Eibenen fuße stehendt. (Inv. 1595, S.235).

Diese Säule, bei der die Bewunderung sich mehr auf die Überwindung der