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TAFEL 27
ELFENBEINSCHNITZEREI: SKELETT IM SARG


Der Knochenmann, von etwa zwei Drittel Lebensgröße, liegt auf einem Kissen von gemustertem Sammet; die rechte Hand ruht unter dem Haupte, die Linke hält einen Spiegel in Goldrahmen mit eingeschliffener Inschrift: In speculo hoc speculare necem. Auf dem Mittelfußknochen des rechten Fußes unten, bezeichnet: J. C. L. Lück Dresde 1743.

Der Sarg, Nußbaum, mit Messinghenkeln, zeigt auf dem gewölbten, ebenfalls mit zwei Henkeln versehenen Deckel in Zinn eingelegte Ornamente.

Das Skelett ist mit außerordentlicher anatomischer Genauigkeit dem eines erwachsenen Mannes, in etwa zwei Drittel Größe, nachgebildet.

Dies Werk von Johann Christoph Ludwig Lücke ist bei Scherer nirgends erwähnt; in den „Studien“, a. a. O. S. 97, wird nur Hasches Beschreibung (Magazin der sächs. Geschichte I (1784), S. 166, zitiert: „Johann Ludewig Lücke, ein berühmter Bildhauer, von deßen Kunst uns noch eine kostbare 2 Ellen hohe Menschensquelette (in der Kunstkammer liegt in einem mit Sammet ausgeschlagenen Sarge) vorhanden ist.“

Inventar der Kunstkammer 1741, S. 838 (Nachtrag): Das Scelett eines 13jährigen Kindes, von Elfenbein in einem Sarge von Nußbaum auf ein dergl. Untersetzer mit einem Spiegel mit einer Inschrift auf einem roth samtnen Kissen mit Quasten. 1769 aus dem Brühlschen Nachlaß erworben.

Die Arbeit gehört in die Gruppe jener Darstellungen aus dem Gebiete der Medizin und der Naturwissenschaften, Totenköpfe, Foetus in utero, Gehörgänge u. dgl., die durch Namen wie Christoph Harrich und Stephan Zick vertreten werden. (Im Grünen Gewölbe sieben Schädel und zwei kleine Gerippe, weiter ein situs; im Bayr. Nationalmuseum zahlreiche Schädel, z. T. mit den Würmern, Schlangen, Fröschen u. a. Symbolen der Verwesung und Vergänglichkeit; s. Berliner a. a. O. N. 142–150ff., Tafel 83 u. 82.)