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TAFEL 28
ELFENBEINSCHNITZEREIEN


a) b) Schwäbischer Bauer und Bäuerin. Der bärtige Bauer im Tanzschritt, mit der Linken den Hut auf den Kopf drückend, die Rechte auf dem Rücken, auf runder, mit Rubinen und Smaragden umgebener Platte. Viereckiges Postament von Jaspis, mit Kameen besetzt und zwei silbervergoldeten Reifen mit Rubinen, Smaragden und Diamantrosen. – Die ebenfalls ältliche Bäuerin in ähnlicher Bewegung, mit langen Zöpfen, auf dem Kopfe einen silbervergoldeten Korb mit Früchten aus Schmucksteinen. Sockel wie bei dem Gegenstück. – Außerordentlich feine, lebendige Arbeiten. – VI. 216, 211.


c) Savoyard. Er trägt um den Hals an silbervergoldetem Band einen Kasten mit Messern, Fächern u. dgl., in der Linken eine Pistole. Der goldene Sockel ist grün und weiß emailliert, mit Rubinen und Diamantrosen besetzt. In der Rechten hielt er ein Paket Puder. VI. 190.


d) e) Bauer und Bäuerin. Der Bauer, mit hohem Hut, kurzem Schoßrock und Stulpenstiefeln, hält in der Linken einen Deckelkorb an einer Schnur, in der Rechten ein Hörrohr. Der Sockel aus Elfenbein trägt silbervergoldete Beschläge. – Die Bäuerin trägt das Haar in dicken Zöpfen um den Kopf gewunden. Halskette und Stickereien des Kleides in Gold und Silber eingeschlagen, Knöpfe aus Diamantrosetten. Sockel wie bei dem Gegenstück. – VI. 199, 231. „Aus Wien.“


f–i) Bettler. Die ersten beiden haben je einen rechten Stelzfuß und halten mit der Linken den Bettelsack auf, der dritte, den großen Knüppel in der Rechten, hält den offenen Hut hin, der letzte stützt sich auf Krücke und Stab. Auf silbervergoldeten, mit Smaragden und Rubinen besetzten Sockeln. – VI. 172 b und r, 173 a und o.

Graesse, Beschreibender Catalog des K. Grünen Gewölbes in Dresden, 1. Aufl. 1872, S. 88 (Eckkabinett): „Vier Bettler (von Krüger, der im 17. Jahrhundert von Danzig nach Dresden übersiedelte), nach Zeichnungen des Murillo, sonst auch unter dem Namen „der Bettler in Callots Manier, oder als Bettler der Gräfin Königsmark, der sie gehörten, bezeichnet.“ In den Inventaren wird Krügers Name nicht genannt; Scherer a. a. O. S. 97 und Pelka S. 273 nennen, wohl auf Grund der von Graesse geschaffenen Tradition, Krüger als Verfertiger. Des Ersteren Zuweisung einiger Handwerkerfiguren an Krüger, der seit 1711 an der Kunstkammer angestellt war, ist stilistisch unbegründet. Natürlich haben auch weder Murillo noch Callot etwas mit den Entwürfen für die Figuren zu tun. Woher die Beziehung zur Gräfin Königsmark, der Maitresse en titre Augusts des Starken 1694–1701 und späteren Abtissin von Quedlinburg stammt, ist nicht festzustellen.