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TAFEL 40
HOLZSCHNITZEREI


Die Auferstehung Christi. In der Mitte der Tafel steht der, nur mit einem Lendentuch bekleidete Heiland, nach rechts gewandt, die Rechte weisend erhoben, in der Linken den Kreuzesstab; der Mantel weht in weitem Schwung zurück. Auf der dreigeteilten Fahne die Worte: O HA. II EGO SURE SVRECCI ET VITA.

In der Wolkenglorie, die ihn umgibt, betende, zeigende Engel in ganzen und Halbfiguren, auch Puttenköpfe. Zu Füßen des Herrn, in den Wolken, liegt Satan und die Schlange.

Die Hand des Herrn weist auf eine Tafel links oben mit der Inschrift: Cristus expolians principatus et potestates traduxit, fide ter pala triumphans illos in se ipso colo Z.

In der Glorie ein Spruchband mit der Inschrift: attolite po … as principes vestras psal. 23.

Unter der Erscheinung am Boden sechs Kriegsknechte, teils schlafend, teils bestürzt zurückprallend und auf das Wunder zeigend. – Zur Linken ein, von einem Pfeiler und zwei Säulen getragener Ruinenbogen, durch den man auf die Höhle mit dem geöffneten Sarg, dessen Tuch ein Engel faßt, und vier anderen Kriegsknechten blickt. An dem Pfeiler das vierteilige (herzoglich) sächsische Wappen, darunter die Inschrift:

Dem D. H. Fuersten und H H Henrich H zu Sachsen L G In Doringen und M G Zu M Unseren GH 1529.

Zur Rechten die Hölle, ein brennender Doppelturm mit Nischen und Fenstern verschiedener Art, darinnen der Höllenfürst selbst, an einen Pfahl gekettet, Teufel mit Kriegswerkzeugen und arme Seelen. Aus beiden Toren wallt der Zug der Geretteten, nackte Männer und Frauen, langsam und gedrängt schreitend, auf den Erlöser zu. Unter den Vorderen des Zuges eine Tafel mit der Inschrift:

TV / DNE / IN / SANGUE / TESTAMENTVM (DVXISTI) VINCIT D-S DE LACV ZACHA 9

Auf einer kleinen Tafel unter dem Bogen: PD

Birnbaumholz, bemalt, mit Spuren verschiedner Farben und Vergoldung. Rahmen von dunklem Eichenholz.

I. 48 = VII. 29. – Inventar 1587, fol. 284.

2 geschnittene täflein von Birnbaumen holtz auf den einen des hern Christi Creutzigung und uf den Andern die Auferstehunge.

Von Peter Dell, Würzburg (um 1480–1552), Schüler von Tilman Riemenschneider und Hans Leinberger. – S. L. Bruhns, Würzburger Bildhauer der Renaissance, S. 41 ff., mit Abb. Tafel 5, – derselbe: Die beiden Peter Dell und Thomas Kistner, drei Würzburger Bildhauer des 16. Jahrhunderts, Archiv des Histor. Vereins zu Würzburg Bd. LV, 1913, S. 105 ff. – E. F. Bange, Die Bildwerke in Holz, Stein und Ton. Kleinplastik. (Die Bildwerke des deutschen Museums, Nr. 2740 und 518, S. 42.) - Derselbe, Die Kleinplastik der deutschen Renaissance in Holz und Stein, Tafel 89–94. – H. Buchheit, Beiträge zu Hans Schwarz und Peter Dell d. Ä., Münchner Jahrb. d. bild. Kunst, N. F. I, S. 167. – G. Habich, Porträtstücke von Peter Dell. Jahrb. der Pr. K. Slgen 1918, S. 142. – Zu der Gruppe dieser protestantisch-theologischen Allegorien gehören drei Reliefs in Dresden, außer dem beschriebenen die Kreuzigung (bez. 1528) und die Heilslehre, eines das Vorbild für eines der Dresdner Reliefs, im Schloßmuseum zu Stuttgart, eines im German. Museum zu Nürnberg von 1534 und eines im Berliner Deutschen Museum; das letztere, bez. und datiert 1548, eine Allegorie der christlichen Heilsordnung, ist bezeichnet PD 1548 (Bange, Bildwerke, 518) und entspricht in den Maßen der Dresdner Auferstehung.

Ein viertes, das nach dem Inventar von 1587 die „ejectio draconis“ darstellt, ist seit 1732 nicht mehr vorhanden. Alle diese Stücke sind wohl im Auftrag Herzog Heinrichs des Frommen, des ersten Gönners des Protestantismus in Sachsen, hergestellt worden.

Dells Arbeiten sind stilistisch sowohl von Leinberger, indirekt von Dürer und Holbein, wie von Mantegna beeinflußt.