Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 4.pdf/22

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Permoser in ganz besonderem Maße. Christus, gemartert, seinen Vater suchend, an die Säule gebunden, wo er körperliche Schmerzen jeder Art erlitten, kehrt immer aufs Neue in seinem Werke wieder. Damit ist der Kreislauf der Darstellung durchmessen. Nächst den Skulpturen der Spätgotik weist die deutsche Kunst kaum Schöpfungen auf, die in der Wiedergabe des Leidens so ergreifend und dabei künstlerisch beherrscht sind wie die Gekreuzigten auf den Altären des Jahrhunderts Ludwigs XIV.

Als Joachim Sandrart 1679 seine Teutsche Akademie veröffentlichte, kannte er Permoser noch nicht, der zu dieser Zeit in Italien tätig war. Die Heiligen am Portal der Kirche San Gaetano in Florenz zeigen, wie der junge Meister sich mit Aufgaben im Rahmen der Baukunst abfand. Aber auch andere Künstler, die für die Entwicklung der Elfenbeinplastik wichtig geworden sind, fehlen in seiner biographischen Reihe. Georg Petel, gleich Permoser aus dem bayerischen Bergland, seit 1625 in Augsburg tätig, wird vor allen anderen als Meister der Elfenbeinschnitzerei gerühmt. Er ist, wie Faidherbe, lange bei Rubens in Antwerpen. Aber sein Hauptwerk, Apoll und Daphne, das diesen Einfluß am deutlichsten zeigen würde, ist heute nicht mehr nachzuweisen. „Runde Kändelein mit Bacchanalien, dem Sileno, denen Faunis und Satyrus auswendig“ sind zwar in vielen Sammlungen als beliebtestes Motiv in Menge vorhanden. Der Versuch, ihm einige Kruzifixe des Münchner Nationalmuseums zuzuschreiben, stützt sich lediglich auf den Vergleich mit dem Wiener Humpen, der allein die unzweifelhafte Signatur des Meisters trägt. Was von den Krügen und Kannen des Grünen Gewölbes nach Sandrarts ausführlicher Würdigung, wobei besonders der Arbeiten in den Augsburger Kirchen und im Besitze des Kurfürsten von der Pfalz-Neuburg gedacht wird, die auch Paul von Stetten erwähnt, in den Kreis der Rubensmotive gehört, ist nicht mit Petel selbst in unmittelbare Beziehung zu bringen. Trüge nicht die Büchse (Tafel 15 a) auf der Fassung die Marke eines norddeutschen Silberschmiedes, könnte man die figürlichen Einzelheiten der Neptunszene am ehesten in den Stichen der zahlreichen Nachahmer des Rubensstiles finden, die auch Petel angeregt haben. Leonard Kern wird, seltsamerweise, von Sandrart nur als Bildhauer in Stein und Holz genannt. Der gedrungene Typus seiner Gestalten begegnet zwar auch in der Kanne mit dem Bacchusfest (Tafel 15 c) und auch zeitlich würde die Fassung von Daniel Harnischter d. ä., Silberschmied aus Straßburg, einem Werke der reifen Zeit des Nürnberger Meisters wohl anstehen. Aber auch hier erlaubt die Konventionalität der im