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TAFEL 64
ARBEIT IN PORZELLAN, SCHMUCKSTEIN UND BRONZE


Prunkkamin. Der fast quadratische Aufbau, Sockel, Pfeiler mit Gesims und Deckplatte, in der Mitte das betonte Rund der Feueröffnung, ein durch ein Rund unterbrochener plastischer Fries, trägt eine pyramidenförmig abgestufte Gruppe von fünf geschweiften Sockeln mit Porzellanvasen. Die Rahmen der Pfeiler und des Mittelstückes, die Füllung des oberen Kreises, die Sockel bestehen aus einem Mosaik sächsischer Schmucksteine, durch goldene Leisten verbunden. Die Bänder über und unter dem Porzellanfries sind mit einer Guirlande von Jaspis und perlenartig ausgehöhlten Kristallscheiben, die Sockel der Vasen mit Ranken von Amethysten und Rheinkieseln besetzt. In den Mosaikfeldern sind folgende Sächsische Schmucksteine verwendet:

Eckpfeiler vorn: Bandjaspis, Prasem, Ketten von Carneolen.
Eckpfeiler seitlich: Bandachat, Jaspis.
Mittelfeld: Amethyst, Bandjaspis.
Rundnische: Karneol und Achat, in Sternblumenmuster.
Auf dem Rahmen: Moosachat und Zabeltitzer Kiesel.
Über der Nische: Achat und Jaspis, an den Seiten Amethyste.
Sockel: Jaspis, Onyx, Amethyste und Topase; über dem Prozellanrelief auch Chalzedone und Dendrite (Mokkasteine). An den Schweifungen: Jaspis, grüngoldene Festons und Elsterperlen.

Die Porzellane sind weiß glasiert, die Vasen mit Guirlanden, Masken, Kronen und Sphinxen z. T. vergoldet; der Fries, mit einer Darstellung antiker Opferszenen durch Frauen, Biskuit. An dem Sockel der mittleren Vase die Figuren zweier sitzender Genien, Göttinnen des Ruhmes, und ein ovales Relief, antikische Szene von Frauen und Amoretten; an den seitlichen Sockeln Medaillons, Putten mit Hirsch und Widder alle wie die geflügelten Masken in Biskuit.

In der Feueröffnung eine Gruppe von vergoldeter Bronze: nackte Zyklopen, die auf einem Amboß einen Blitz schmieden; der Rahmen der Öffnung und die Knäufe und Beschläge innen ebenso, Bez. auf der Leiste links unten: Jean Christian Neuber à Dresde 1782.

Dazu vier Feuergeräte, Zangen und Schüreisen, deren Griffe aus Schmuckstein und Bronze gebildet sind. Der Kamin ist nach einem Entwurf des Dresdner Akademieprofessors Johann Eleazar Schenau 1782 in gemeinsamer Arbeit der Porzellanmanufaktur durch die Modelleure Michel Victor Acier, Schönheit und Chr. Jüchtzer angefertigt worden.

I. 51. – 1818 Inventar des Caminzimmers Nr. 1: Ein Camin, von Meißner Porcelain und Sächsischen Landsteinen zusammengesetzt. An den unten am Camin auf beiden Seiten befindlichen Säulen sind an jeder vier viereckigte Tafeln, deren jede mit 47 Carneolen besetzt ist, zusammen also mit 376 Stück Carneolen …“ Weiter werden hier gezählt: 60 Amethyste, 45 Topase, 72 sächsische Perlen, 10 grüne Baum-Achate, 27 gelbe Schnecken-Topase und 27 weiße Baum-Achate, an der Muschel 30 gelbe Baum-Achate und 60 weiße Zobeltitzen Kiesel. „Dieser Camin ist im Jahre 1782 vom Hojjuwelier Neuber gefertigt werden.“

Sponsel (Berichte aus dem Knopfmuseum Waldes IV. 1919, Abb. S. 12, S. 22); Holzhausen (Zeitschr. f. bild. Kunst, 1928, S. 252). Darnach ist der Auftrag zu dieser ungewöhnlich kostbaren und vielseitigen Arbeit 1780 durch den Grafen Marcolini, den damaligen Direktor der Meißner Porzellanmanufaktur, gegeben worden.