Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 4.pdf/31

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Grenzen des Elfenbeinzahnes überschreitet, und die zu einer malerischen Betonung, wie sie der Gegensatz zwischen dem Hell des Zahnes und dem Schwarzbraun des Holzes (Afrikanische Zuckertanne) bedingt. Entscheidend für den tektonischen Aufbau aber ist die Notwendigkeit, das Holz dort zu zeigen, wo an den Bruchstellen die Bewegung der Gliedmaßen einerseits die Nähte sichtbar macht, anderseits ein Minus an Werkstoff verdeckt werden soll. So betrachtet, sind die Gruppen Trogers virtuose Leistungen. Der Engel saust vom Himmel, um den dolchbewehrten Arm Abrahams zu packen und das Opfer des unschuldigen Sohnes zu verhindern: die freischwebende Erscheinung wird durch das kühn emporwehende Mantelende des Erzvaters mit der Szene verbunden (Tafel 24). Noch reicher wirkt sich diese technische Fertigkeit in der großen Gruppe des Raubes der Proserpina aus (Tafel 23).

Troger hat die meisten dieser Arbeiten nach Vorbildern der Antike oder des klassischen Barock geschaffen, die ihm sein Gönner Kurfürst Maximilian III. zur Anregung in Zeichnungen überwies. Ob er aber nach Bernini oder nach einem Motiv bei Salvator Rosa schafft, er bleibt stets der biedere Tiroler, den akademische Doktrinen im Grunde nicht aus seiner Bahn werfen können. Das gilt noch mehr für seinen Schüler Veit Graupenberg, der als „Krabensberger“ für die charakteristischen Volkstypen, Bettler, Heilige und andere Mitglieder der Bühne romanischer Bibelszenen verantwortlich ist, die ihren Eindruck auf naive Gemüter auch heute nicht verfehlen.

Den stärksten Gegensatz zu der erdgebundenen Handwerklichkeit des Süddeutschen bildet die bewegliche, kunstgeschichtlich schwer faßbare Erfinder- und Verwerternatur Johann Christoph Ludwig Lückes. Die Signierung der drei Hauptwerke des Meisters im Grünen Gewölbe (Tafel 20 b, 26, 27) enthebt uns jener Kritik der Quellen, die leider die schwankende Tradition der Kunstkammerschreiber oft zu dementieren genötigt ist. Die Jahre 1736, 1737, 1743 dürften auch für die Zeit seines Aufenthaltes in Dresden, teils als Modelleur und Arkanist der Porzellanmanufaktur, teils als Kabinettbildhauer, bestimmend sein. Seine Vielseitigkeit erlaubt ihm aber auch Ausflüge in das Gebiet der Sittenschilderung wie bei dem verwegenen Tanz des Poltrone und des Scaramuccio (Tafel 9 a und b); der bärtige Geselle, der mit höhnischer Geste den miles gloriosus noch bis zum tätlichen Angriff reizen wird, existiert auch als Terrakottarelief mit der Jahreszahl 1729 (Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg). Ebensowenig ist ihm das Bildnis fremd, wie das Porträtmedaillon des Kurfürsten