Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 4.pdf/36

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Küste führte zu Versuchen, im Sinne der merkantilistischen Staatstheorie auch den heimischen Boden für die Gewinnung des wertvollen Stoffes auszunutzen. Einige Funde bei Schmiedeberg, in der Nähe von Torgau, wurden zwar von Sendel mit Begeisterung begrüßt, und zum Teil zu Gebrauchsstücken verarbeitet. Aber diese kleinen Drechslerarbeiten, wie Hemdenknöpfchen und eine Pfeife aus „Sächsischem Agtstein“ füllten noch nicht zwei Schubladen des kleineren Schrankes. Kaum zwei Jahre nach der Entdeckung, wohl kurz nach dem Tode Augusts des Starken 1733 wurde der Abbau eingestellt. Doch war man bestrebt, das Kabinett auch aus anderen Quellen immer noch zu bereichern: die Sammlungen Fürstenberg, Heucher, Radziwil und des Apothekers Birnbaum in Dresden, die des Sekretärs Klein in Danzig und Sendels in Elbingen wurden dazu herangezogen, auch kauften die fürstlichen Besitzer auswärts, z. B. in Rom persönlich. Ende des Jahrhunderts muß das Cabinett, das gewiß eines der reichsten seiner Zeit war, aufgelöst worden sein. Eine „kleine überaus künstlich gravierte Tabatière, eine Arbeit des Hof-Bernstein-Schneiders Krüger“, die 1705 in das Kabinett gelangte, war mit 12 Thalern bezahlt worden. Hunderte von wertvollen Einschlüssen, wie sie das Prachtwerk Sendels ausführlich beschreibt und abbildet, fielen dann 1849 anderen unersetzlichen Schätzen dem Brande des Zwingers zum Opfer.

Der bekannteste und fruchtbarste Bernsteinkünstler seiner Zeit, Georg Scriba (Schreiber) aus Königsberg, ist durch mehrere seiner kostbarsten Arbeiten vertreten. Die Kanne auf Tafel 51, (III. 78) ist zwar nicht bezeichnet, wie die Darmstädter, aber die klare Aufteilung des Körpers in zwei Zonen wie die temperamentvolle Durchbildung der nackten Göttergestalten lassen einen Meister erkennen, der handwerkliche Virtuosität mit hervorragendem Gefühl für die Gegebenheiten des Werkstoffes und individuellem ästhetischen Empfinden vereinte. Auch die goldne Fassung, einzig in ihrer Art, mit dem strahlenden Blumenkranz in flachem Email betont die Kostbarkeit des Gerätes. Den Namen des Meisters kündet auf der Kanne (Tafel 50 a) eine Anschrift, die der auf dem ganz verwandten Darmstädter Krug wörtlich entspricht. Für die achteckige Schüssel mit der nautilusartigen Kanne (Tafel 48 und 50 d), die im Jahre 1662 erworben wurden, kann auch kein anderer Meister in Frage kommen. Das gleiche Jahr brachte als wertvollen Zuwachs die Muschelschale mit dem reitenden Neptun als Geschenk des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelms I. an seinen Freund Johann Georg II. Doch ist hier, wo es sich um ein Werk Jacob Heises handelt,