Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 4.pdf/37

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die Abhängigkeit von Silberschmiedearbeiten deutlicher spürbar. Einheitlicher, von fast monumentaler Ruhe ist die runde Schüssel (Tafel 48), die gleichfalls brandenburgischen Beziehungen ihre Herkunft verdankt. Hier hat der Meister das Spiel goldener Lichter, das aus den weichen Rundungen der glatten, tropfenartigen und ovalen Felder strahlt, durch die vier konzentrischen Bänder der Fassung aufs glücklichste beruhigt. Stellt man diese Arbeit mit dem 1654 bezeichneten Neschwitzer Nautilus im Museum zu Königsberg und der fünf Jahre später entstandenen Wiederholung in Dresden sowie der Budapester Schale von 1663 in eine Reihe, so weist die Komposition der Schüssel auf eine Entwicklung, die vom Zierlichen, Überladenen zum Einfachen, Großflächigen führt. Man ist versucht, auch den außerordentlich vornehmen kleinen Krug in der emaillierten Goldfassung (Tafel 50 c) in das Werk eines Meisters einzuschließen, der, fast eine Generation jünger als Georg Schreiber, diesen an Vielseitigkeit und Erfindungskraft übertraf. Jedenfalls gehört der Krug zu dem Vollendetsten, was die Königsberger Zunft hervorgebracht hat.

Die Meister des späteren 17. Jahrhunderts Michael Redlin, Jakob Dobbermann dann Ernst Schacht, Gottfried Turow, von denen der erstgenannte in dem Kasten (Tafel 52) mehr Freude am bewegten Detail als struktives Empfinden bekundet, gelangen gewiß zu geringeren künstlerischen Erfolgen, trotz der Riesenleistung des Bernsteinzimmers in Tsarkoe-Selo, die sich durch ein halbes Jahrhundert hinzieht, als die der großen Kabinette, die am Anfang unserer Untersuchung standen. Mit den beiden Döhring, die 1790 genannt werden, ist dann die schöpferische Periode der Königsberger Zunft endgültig abgeschlossen.


ARBEITEN AUS PERLMUTTER

In dem klassischen Technolexikon des deutschen Kunsthandwerkes, der Schedula Diversarum Artium des Benediktinermönchs Roger zu Helmershausen, der zur Zeit der ersten Hohenstaufen unter dem Namen Theophilus Presbyter die Summe des künstlerischen Könnens seiner Zeit zog, wird das Perlmutter nur mit einem einzigen Satze erwähnt. Im Kapitel 95, De margaritis, heißt e; „Die Meermuscheln werden auch in Stücke geschnitten und daraus Perlen gefeilt, sehr brauchbar in Gold und poliert“. Während die Perle selbst nicht nur als kostbarstes Schmuckmaterial