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VORWORT


Der dritte Band des „Grünen Gewölbes“ war am 17. Dezember 1929 erschienen. Gleichzeitig war mit den Vorbereitungen für den Schlußband begonnen worden. Die Aufnahmen lagen im wesentlichen vor. Die Zusammenstellung der Tafeln wurde bei einer Besprechung in Dresden festgelegt. Anschließend wollte Professor Sponsel mit der Ausarbeitung des Textes beginnen.

Mitten in der Arbeit bereitete am 10. Januar 1930 ein Herzschlag dem Leben des bekannten Gelehrten ein Ende. Seiner Verdienste um die Wissenschaft und die Museumsverwaltung ist damals in Kunstzeitschriften und Zeitungen ausführlich gedacht worden. Zahlreiche Publikationen bewahren die Erinnerung an Jean Louis Sponsel für alle Zeiten. Der umfassende Reichtum seiner Kenntnisse und die sorgfältige, in jeder Hinsicht solide Art seiner Arbeitsweise zeigt sich auch in den drei Bänden des „Grünen Gewölbes“, die als sein reifstes Werk gelten müssen.

Sponsel hat die Publikation nie als ein Tafelwerk in luxuriösem Sinn aufgefaßt. Nach seiner Meinung ergab sich die Form des Werkes aus der Art der Gegenstände, die wegen ihrer Kostbarkeit eine monumentale Wiedergabe verlangten. Er wollte kein Bilderwerk für den Laien schaffen, sondern dem Kunstfreunde die Museumsstücke bildhaft vorstellen und für den Kunsthistoriker ein Quellenwerk liefern. Darum hat er sein ganzes umfangreiches und einmaliges Wissen in den Text hineingearbeitet, so daß dieser weit über den Rahmen der Goldschmiedekunst hinaus den Stand der Forschung in vielen Einzelheiten erweiterte und ergänzte.

Durch Sponsels plötzlichen und ganz unerwarteten Tod ergab sich für die Vollendung des Werkes eine schwierige Lage. Im Nachlaß fanden sich keine Aufzeichnungen für den Text des vierten Bandes. Lediglich der „Führer durch das Grüne Gewölbe“, der 1921 in 2. Auflage erschienen war, bot einige Unterlagen für Zuschreibungen und Datierungen. Der Inhalt des Bandes war durch die Auswahl der Aufnahmen und Tafeln im Allgemeinen gegeben, die Bearbeitung des Textes dadurch zwar begrenzt, aber nicht erleichtert.

Der Verlag dankt es dem Amtsnachfolger Sponsels in der Leitung des Grünen Gewölbes, Herrn Professor Erich Haenel, daß er in dieser Situation die Weiterführung und Vollendung des Werkes übernahm. Mit seiner Hilfe ist es gelungen, den Schlußband nach nicht allzulanger Pause fertigzustellen und das Werk damit vollständig zu erhalten. Dieser vierte Band weicht in Art und Umfang von den vorhergegangenen nur insoweit ab, als die Veränderungen der allgemeinen Verhältnisse dies zweckmäßig erscheinen ließen. Wenn sich aber trotz dieser Verhältnisse, die für eine Publikation wie die des „Grünen Gewölbes“ sehr ungünstig sind, der Verlag zur Ausgabe des Schlußbandes entschlossen hat, so geschah dies auch in Erinnerung an Jean Louis Sponsel, dessen letztes und größtes Werk zur Geschichte des deutschen Kunstgewerbes nicht als ein Torso hinterlassen bleiben sollte.

LEIPZIG, ENDE 1932 DER VERLAG