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In der Diöcese Oriens richtete Justinian die Provinz Theodorias ein, die Hierocles noch nicht kennt; sie bestand bereits im Jahre 553 (Acta conc. II, 52 Hard.).

Palästina III erstreckte sich zu Hierocles’ Zeit nicht bis Aila. Justinian aber erwarb nicht bloss Aila wieder, sondern auch die Insel Iotabe (Proc. Pers. 1, 19), und im Jahre 536 wird Aila in Palästina III genannt (Acta conc. II, 1419 Hard.). Das Gebirge Sina und Raithu aber blieben ausserhalb des Reichs (Acta conc. II, 1197).

In der Diöcese Aegyptus lässt sich die neue Provinz Augusta II meines Wissens zuerst im Jahre 553 nachweisen (Acta conc. III, 52).

Ueber die arabischen Vasallenkönige vergl. zu No. II.

In Lazice ist unter dem Phasis bei Procop, wie schon bei Strabo, der untere Rion und die Quirila zu verstehen; Rheon (Proc. Goth. 4, 13. 14) ist nur der obere Rion, Hippis (Proc. Goth. 4, 1) der Zcheniszchal (d. h. Pferdefluss). Archaeopolis ist Nakolakewi (Dubois de Montpéreux Vol. III).

Was die Grenze zwischen den Gepiden und Sclavenen anbetrifft, so wohnten die Letzteren nach Procop (aed. 4, 7) im Norden des Ister, Moesia II und Scythia gegenüber, nach Iordanes (Get. 5), wenn wir dem Texte bei Closs folgen: a civitate Novietunense et lacu qui appellatur Mursianus usque ad Danastrum. Für a civitate Novietunense haben die Handschriften auch a civitate novi et unense (avense etc. cf. Closs p. 27). Zeuss p. 594 und Closs glauben, dass zu ändern sei „a civitate Noviodunense“, erstrecken somit die Sitze der Gepiden (denn Noviodunum ist = Isaktschi) fast bis zur Mündung der Donau. Die richtige Lesart ist aber wohl a Civitate nova et Utense. Letzteres ist das auch bei Procop (aed. 4, 6) erwähnte Utos oder Utus, Civitas nova aber = Novae (j. Szistova), s. Forbiger III, 1096. Der an der Westgrenze der Sclavenen gelegene lacus Mursianus würde dann den zwischen Nicopolis (j. Nicopoli) und Novae im Norden der Donau gelegenen Sümpfen entsprechen, und die Vermuthung von Closs, dass bei Iordanes an der angeführten Stelle die Gepiden nach richtiger Lesart „ab eoo fluvius Aluta dissecat“, die zu der sachlichen Erklärung desselben gar nicht passt, eine neue Stütze erhalten. Iordanes scheint sich übrigens die walachische Ebene gleich im Osten der Aluta geschlossen und die Aluta einem östlichen Puncte von Moesia II gegenüber mündend vorzustellen. Er bemerkt nämlich, dass die Gepiden die ganze Ebene inne haben und Moesia gegenüber wohnen (l. l. u. 12).


No. II. Oströmisches Reich und Westasien von der Zeit Justinian’s I. bis zum Untergange des Reichs der Sassaniden (642). – Nebenkarte: Ghassanide Ortschaften in der römischen Provinz Arabia. Von Th. Menke.

Das vorislamitische Arabien in seinen letzten Zeiten ist unter Vergleichung von Caussin de Perceval nach einem gehaltvollen Aufsatze Blau’s (nebst Karte), den der Herr Verfasser die Freundlichkeit hatte mir im Manuscript zur Benutzung mitzutheilen und den derselbe, wie zu hoffen steht, der Oeffentlichkeit nicht entziehen wird, gezeichnet.

Ueber die Geographie der Ghassaniden hat Wetzstein (Reisebericht über Hauran und die Trachonen. Berlin 1860) sehr werthvolle Mittheilungen geliefert. Die Besitzungen dieser im Vasallenverhältniss zu Byzanz stehenden Dynastie fielen theilweise in die römische Provinz Arabia. Eine Aufklärung der daraus entstandenen eigenthümlichen staatsrechtlichen Verhältnisse aus den Quellenschriftstellern ist bis jetzt meines Wissens noch nicht beschafft worden.

Das Reich der Sassaniden ist nach den gleichzeitigen byzantinischen Schriftstellern, sowie nach Hamza, Abulfeda historia anteislamica, Mirkhond, Firdusi und Maçûdi eingetragen. Auch für diesen Theil der Karte gab Herr Generalconsul Blau bereitwilligst einige mit Dank benutzte Aufklärungen. Die Identität von Vazaine (Uzaine) und Lapato bei Procop mit Khuzistân und Ahwaz ist von Mordtmann nachgewiesen (Z. d. D. M. G. IV, 508.).

Was die Grenzen der hunnischen Ephthaliten betrifft, so lag nach Procop Gorgo (= Gorģan, Blau) an ihren Grenzen. Bis kurz vor 568, um welche Zeit sie von den Turken zurückgedrängt wurden, hatten sie nach Menander (Müller, fragm. hist. IV) Sogdiana inne, und nach Abulfeda besassen sie das Land zwischen Khorassân und Turcomania. Nach Cosmas Indicopleustes trennte der Fluss Phison (Indus) das Gebiet der Hunnen von den Indern, und dass unter diesen Hunnen nur sie gemeint sind, erhellt aus der Nachricht des Mirkhond, wonach Kesra Anuschirwan im Kampfe gegen die Ephthaliten Tocharestan, Cabulistan und Saganian (?) unterwarf.

Im Gebiete der Ephthaliten, sowie in dem der Turken sind die chinesischen Namen nach des Hiuen-Thsang Reisebericht (629 bis 649 n. Chr.) eingetragen, in Indien dagegen, für welche derselbe Bericht nebst Lassen’s indischen Alterthümern Hauptquelle ist, nur die entsprechenden Sanskritnamen. Wegen der linguistisch interessanten Uebertragung derselben in das Chinesische verweise ich auf Stanislas Julien’s Uebersetzung.

Die Situation ist grossentheils nach Kiepert’s trefflichen Karten gezeichnet.


No. X. Syrien zur Zeit der Kreuzzüge. – Nebenkarten: 1. Terra sancta. 2. Umgegend von Jerusalem. 3. Umgegend von Accon. 4. Accon nach Marinus Sanutus. 5. Jerusalem. 6. Reiche der Atabeken Emadeddin Zenki und Nureddin. 7. Reich des Saladin in Syrien und Mesopotamien. 8. Saladin’s Herrschaft in Aegypten. Von Th. Menke.

Der Darstellung dieser Länder liegen sorgfältige Quellenforschungen zu Grunde. Vgl. Menke, Bibelatlas No. VII.

Ueber das Gebiet der Maniden vgl. Blau, Z. d. D. M. G. VIII, 477. Ueber das Gebiet der Assassinen Rey, Reconnaissance de la montagne des Ansariés. Bulletin de géogr. 1866, juin. Ueber das Reich Cypern Mas Latrie histoire de l’île de Chypre sous le règne des princes de la maison de Lusignan. Paris 1852. 1861.


No. XV. Osmanisches Reich und seine Schutzstaaten im XVII. Jahrhundert. – Nebenkarten: 1. Osmanische Vasallenstaaten in Nordwest-Africa. 2. Osmanische Vasallenstaaten in Arabien. Von K. von Spruner; Revision und Nebenkarten von Th. Menke.

Die Provincial-Eintheilung, sowie die Benennung der Orte, Inseln u. s. w. (nach türkischen Geographen) ist den Angaben Hammer’s in seiner Osmanengeschichte und den Wiener Jahrbüchern, sowie Graf Mailáth’s ungarischer Geschichte entnommen.

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Menke, Karl Spruner von Merz u. A.: Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit . Justus Perthes, Gotha 1880, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spruner-Menke_Handatlas_1880_Text.pdf/14&oldid=- (Version vom 28.11.2016)