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Hanfes und durch die wilden Tänze und Gesänge der Oro in einen Zustand halber Betäubung.

Zu ihrem Glück.

Denn sie, die nun infolge ihres so sorgsam behüteten Liebestraumes all diese Zeremonien als grausam, brutal und sinnlos empfand, hätte sich sonst mit Entsetzen davor gesträubt, zum Zeichen der eigenen Keuschheit die Tiere zu töten und die ungeborenen Jungen der Schweine in die Glut der Feuer zu werfen, desgleichen die bedauernswerten Vöglein.

Wie sehr sie bereits all dem, was sie noch vor kaum sechs Monaten als Zeichen der ungeheuren Machtfülle der Oro angestaunt hatte, völlig entfremdet war, erkannte sie in dieser Stunde, wie sie mit umnebelten Sinnen willenlos gehorchte und erst wieder erwachte, als die Oro-Führer sie in feierlichem Zuge zu der neuen Behausung aus vulkanischen Steinen und lehmigem Mörtel, der durch Menschenblut schwarz gefärbt war, geleiteten.

Unzählige Bewohner von Fatu Hiwa[1] und den Nachbarinseln hatten sich an der Grenze des dichten Haines eingefunden und empfingen die Königin mit wildem Jubelrufen und brachten ihr allerlei Gaben dar. Aber ganz allein betrat sie nachher ihr Haus, das von dem Häuptling von Fatu Hiwa[2] feierlich für Tabu erklärt worden war.

Das Kaoha-Ha’e der Oro-Herrscherin war sehr geräumig und hatte die landesübliche lange offene Terrasse aus Stein und eine sehr breite Freitreppe. Auf dem Herde in der nach hinten zu


  1. Vorlage: Iwa, siehe Seite 5.
  2. Vorlage: Iwa, siehe Seite 5.
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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)