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Mit einem Gefühl wahrhaft tiefen Dankes streckte sie Consort nun die Hand hin. Er zauderte und sagte ablenkend: „Ob ich Ihnen auch weiter dazu verhelfen kann, hier auf dieser unbekannten Insel vorläufig das Leben zu fristen, bleibt recht fraglich, wenn auch nicht unmöglich. In jedem Fall wollte ich Sie bitten, gegenüber Trebber sich freundlicher zu zeigen als bisher, denn letzten Endes sind wir drei nun einmal Leidensgefährten, die zusammenhalten müssen. Und Trebber ist doch schließlich auch ein Mensch, vielleicht sogar ein besserer, als es scheinen mag.“

Da erst nahm er ihre Hand, behielt sie wie selbstvergessen in der seinen und fügte hinzu: „Leider hat mein merkwürdiger Diener sich mir gegenüber vorhin Freiheiten herausgenommen, die ich nur in Ihrem Interesse ungerügt ließ. Sie werden ja selbst am besten den Ton finden, der den Mann ohne Schärfe in seine Schranken zurückweist.“

Das kleine diplomatische Meisterstück Consorts hatte vielleicht in der Erwähnung seiner großmütigen Einstellung – Trebber sei doch schließlich auch ein Mensch! – den wirksamsten Höhepunkt erreicht.

Als Marga diese Worte vernommen hatte, überkam sie ein Gefühl der Scham über ihr Pharisäertum: sie hatte Trebber ja von vornherein ihre Abneigung spüren lassen, ohne zu wissen, welche Vergangenheit auf ihm lastete. Sie war aus einem reinen Vorurteil heraus gegen ihn so unfreundlich gewesen, – und Vorurteile glaubte sie sich längst abgewöhnt zu haben.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/106&oldid=- (Version vom 1.8.2018)