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gelegenen Küche brannte ein Feuer, das alle anderen Räume mit erleuchtete. Die Zwischenwände bestanden nur aus Flechtwerk und hatten überall Öffnungen.

Talofa war nun allein. Sie war vollkommen erschöpft. Die Wanderung bis zu ihrem neuen Heim hatte die letzten Nachwirkungen des Hanfqualmes verscheucht. Sie sank müde und verzweifelt auf ihr Lager aus feinsten Gräsern und frischen Palmfasern und warf den Haifischkopf achtlos und angewidert von sich. Nun erst wurde ihr auch voll bewußt, was sie durch dieses Gelübde auf sich genommen hatte. Niemals hätte sie diese Versprechungen abgeben dürfen – gerade sie nicht!

Sie wühlte in tiefster Verzagtheit das Gesicht in die feinen Fasern und war in ihrer Verlassenheit und Verzweiflung nahe daran, eine dieser Fasern zu verschlucken, um eines kläglichen Freitodes zu sterben, denn die stärkeren Fasern sind schlimmer als eiserne Nadeln, sie durchbohren die Darmwände und führen unbedingt den Tod herbei.

Der ferne Lärm der begeisterten Kanaken verstummte allmählich. Sie entfernten sich, um nun mitten im Dorf die Hauptfeier zu beginnen: Eine Schwelgerei und eine Reihe von Ausschweifungen, die tagelang währen sollten, bis eben der letzte Palmwein verzecht und die allerletzte Kraft aus den berauschten Leibern gewichen und – der letzte der armen Gefangenen verzehrt war.

Der Lärm erlosch.

Und Talofa, nunmehr Königin einer der seltsamsten Bruderschaften, die es je in Form eines

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)