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„Die Tabu-Insel!“ flüsterte er nochmals.

Und Talofa verstand ihn.

Noch enger schmiegte sie sich an ihn und besprach mit ihm alle Möglichkeiten, die das einstige Begräbniseiland für ihr Vorhaben bot.

Noch in derselben Nacht segelte Allan Mac Gory mit dem großen Auslegerboot des verstorbenen Vaters Talofas gen Westen und erreichte auch nach drei Tagen die einsame Ringinsel, auf der wie auf der berühmten Osterinsel mächtige, grob behauene Steindenkmäler die Grabstätten der toten Häuptlinge der Marquesaner schmückten und die Natur, seit einem vollen Jahrhundert durch das strenge Tabu vor Eingriffen der Menschen geschützt, wahre Wunder an üppigster Vegetation hervorgebracht hatte.

Während Talofas Liebhaber, vor ihrem Gewissen und in ihrem Herzen ihr Gatte, noch durch die Wogen der Südsee der Tabu-Insel entgegenfuhr, hatten schon am zweiten Tage nach seiner Abreise die Dorfältesten ihr nicht weniger als fünf Kinder gebracht und am Rande des Haines ihrer Tabubehausung niedergelegt, damit sie die Neugeborenen in jene von einem Sturzbach ausgefüllte, unendlich tiefe Schlucht schleudere, die seit Jahrzehnten für diesen entsetzlichen Brauch bestimmt war. Talofa, angetan mit ihren Insignien einer Königin der Oro, war schon am Tage vorher darauf bedacht gewesen, möglichst viele Ziegen mit säugenden Jungen als Geschenk zu erhalten, und bestellte nun die Dorfältesten und die Oro-Führer für die Nacht zu sich, – dann würde sie,

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)