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wie es bisher üblich, die Säuglinge in den von weißem Gischt erfüllten Schlund werfen – als Hohepriesterin einer Pflicht, die über ihre seelische Widerstandskraft weit hinausgegangen wäre, wenn nicht Mac Gory ihr mit sorgfältig erwogenen Ratschlägen einen Weg gezeigt hätte, Leid und Grausamkeit in verborgenes, heimliches Beschützertum zu wandeln.

Als sich dann nachts der feierliche Zug zu der Schlucht bewegte, schritt die Oro-Königin weit voraus und trug ihre kleinen Opfer eingehüllt in Matten auf dem Rücken. Eingehüllt schleuderte sie die Opfer in die schauerliche Tiefe und warf ihnen nach alter Sitte je drei unreife Kokosnüsse und je drei Fußknöchelchen eines geräucherten „Langschweines “ nach.

Als sie dann wieder in ihrer Behausung angelangt war, die den Namen Kaoha-Ha’e erhalten – also „Haus der Liebe“! – (nämlich „Haus der Liebe“ zum Volke der Marquesaner, das nicht Hungers sterben sollte!) –, als sie nun allein und sicher vor jedem Lauscher und Verräter war, da holte sie aus dem Versteck unter der Terrasse, die in der Sprache der Inseln Paepae heißt, die geretteten Säuglinge hervor und sättigte sie an den Eutern der Ziegen und spielte in aller Heimlichkeit Pflegerin und Hüterin einer Zahl von hilflosen und winzigen Geschöpfen, die für den Tod bestimmt gewesen.

Später, als Mac Gory zurückgekehrt war und Talofa weinend vor Glück und Wiedersehensfreude an seinem Halse hing, da geschah noch weit

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)