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ihrer herrschsüchtigen Natur sich völlig im Hintergrunde zu halten. Sie hatte der einstigen Kinder-Insel durch all ihre Unzulänglichkeiten den zarten Reiz der Reinheit geraubt. So empfand Brack diese ernüchternde Entdeckung: Ein heimliches Liebesnest, – nichts weiter!

Als sie nachher das Kanu sehr sorgsam verbargen, meinte Helger noch wegwerfender: „Ein Gutes hat dieser Ausflug doch gehabt, Brack: Wir wissen jetzt, daß dieses Mädchen von uns nicht geschont zu werden braucht! Mir hatte sie ein Schlafmittel in den Palmwein gemischt, weil sie meinen Widerstand gegen ihre Befehle voraussah, – uns will sie als Gefangene hier festhalten, und all das, weil sie ihre Liebhaber wie die Handschuhe wechselt, um die alte Redensart zu benutzen! Unter uns, Brack: Ich kenne Evy von früher her! Sie ist keine Träne wert! Fragen Sie jedoch nicht nach den näheren Umständen unserer Bekanntschaft!“

Es mag eigenartig berühren, daß zwei Männer von so kraftvoller und doch auch so vorsichtiger Charakterveranlagung in bestimmter Beziehung fast voreilig und zumindest etwas unbedacht urteilten und dabei jene ruhige Würdigung von Begleitumständen und von ihnen noch unklaren Zusammenhängen vermissen ließen, die ein Vorzug nordischer Naturen ist. Man darf dabei nicht vergessen, daß die so oft auch von Ärzten betonten Einflüsse des tropischen Klimas tatsächlich eine Umwandlung und Verzerrung des klaren Urteilsvermögens hervorrufen, die man in ihren schlimmsten

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/163&oldid=- (Version vom 1.8.2018)