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lautete: „Er wird es nie erfahren. Das würde so aussehen, als machte ich Rechte geltend und verzichtete auf ehrliche Liebe. Und das wäre Zwang. Ich bin kein unreifes Mädel mehr, Barb, oder nein, heute will ich dich wieder Bärbchen nennen wie einst, da du mich großzogst, ich bin durch eine harte Schule der Liebe gegangen, durch die härteste vielleicht, die ein Weib durchzumachen hat, und ich weiß, daß er mich vergessen hat und mich nur mehr als die Tochter des Vaters betrachtet, der ihn verriet und – mehr noch als verriet! Harry hat sein Herz Marga zugewandt und …“

Barabas hatte leise aufgelacht. „Kind, das glaubst du doch selbst nicht! Harry hat sich in nichts geändert, und nur dein verkehrtes Verhalten hat die Lage hier allerdings sehr verschlechtert. Das sage ich dir, und aus meinem Munde kam noch nie ein Wort, das nicht für dich gesprochen wurde!“

Evy blickte zu ihm auf. Es war der tränenschwere und doch feste Blick eines Menschen, der sich im Recht glaubt und doch unter dieser harten Notwendigkeit heraufbeschworener Tatsachen leidet. „Daß du dich nur in meinem Interesse sorgst, Barb, weiß ich“, meinte sie sehr weich und nahm seine verarbeitete Greisenhand und drückte sie gegen ihre Wange – wie hilfesuchend, wie eingeschüchtert und zerquält durch eine nie zu überwindende Enttäuschung. „Barb, kein Mann rettet ein Mädchen mit solcher Umsicht und solcher Darangabe des eigenen Lebens, wie Harry dies bei Marga tat. Kein Mann schleppt sich mit Armen

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/169&oldid=- (Version vom 1.8.2018)