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in allen Farben, unter ihm schwammen die bunten Fische umher und zogen die Haie, die nun nicht mehr durch das Wehr ferngehalten wurden, ihre geruhsamen Kreise – unheimlich ruhig und fast schleichend wie die Raubkatzen der Oberwelt.

Allmählich merkte Helger, daß er hier zufällig den Platz entdeckt hatte, wo einst auch die Oro-Königin und ihr Gefolge und ihr Gatte im lauen Wasser sich sorglos getummelt haben mochten: Er sah, daß die Halbinsel sich dicht unter der Oberfläche weiter im Bogen bis zu einer gut hundert Meter entfernten Stelle erstreckte und die Haie fernhielt.

Da erst entkleidete er sich, behielt nur ein Lendentuch um und ließ sich in die Flut gleiten. Eine volle Stunde blieb er im Wasser und fühlte sich nachher wunderbar erquickt, lag nun im Baumschatten und träumte vor sich hin. Keine angenehmen Träumereien waren es, nein, er wurde die Gedanken an Evy nicht los, er schalt sich wieder einen Schwächling, aber es half nichts. Die Erinnerungen waren mächtiger als seine Geringschätzung für die Frau, die hier nun mit irgend einem Liebhaber sich in diese Einsamkeit geflüchtet hatte. Wer aber war der Mann, mit dem sie nicht in aller Öffentlichkeit sich zu zeigen wagte?!

Helger hatte sehr bald Gesellschaft erhalten: Ein großer schwarzer Ziegenbock war erschienen und suchte den einsamen und verbitterten Mann zum Spielen aufzumuntern, – er war wohl daran gewöhnt, daß ein Mensch sich mit ihm beschäftigte.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/189&oldid=- (Version vom 1.8.2018)