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sie ein sogenanntes persönliches Tabu verletzt hatten, vor Angst starben. Nicht nur Häuptlinge und Dorfälteste und zu Zeiten des Oro-Bundes die Oro-Häupter sprachen ein solches „Tabu“ aus, sondern auch der Einzelne durfte durch sein Eigentum, so seine Kokospalmen und seinen gesamten Besitz, durch eine solche öffentliche Unantastbarkeitserklärung gegen eine Abgabe an die Dorfbehörden wirksam schützen. Bewußte Übertretungen waren selten. Dafür sorgten schon die Häuptlinge und die Oro. Wie sie das taten, blieb Geheimnis. Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß sie bei den Strafen der „Götter“ wegen Übertretung heimlich nachhalfen. In jedem Falle war das Tabu zuweilen für die hohen Herren ein gutes Geschäft. Andrerseits bot es ziemlich sichere Gewähr für das Eigentum und für gewisse Fälle, wie zum Beispiel für das abgeschlossene Leben der Oro-Königin. –

Talofa saß auf der Terrasse ihres Heims und blickte voller Sehnsucht und Unruhe zu den ziehenden Wolken empor, die in den letzten Tagen so unendliche Regengüsse der Insel gespendet, aber auch die Küsten mit einer verheerenden Brandung umtost hatten. Sie befand sich in zwiefältiger Stimmung. Einerseits dankte sie den Göttern des Unwetters, die ihr den zweiten Teil ihrer Pläne erleichtert hatten, dann aber – und das war für sie Quelle ewiger Angst – sorgte sie sich um Allans Ergehen. Er hätte ja längst zurück sein müssen.

Gestern und vorgestern war es den Frauen, die sie einzuweihen für gut befunden hatte, infolge

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)