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das bewiesen ihr strenges Antlitz und ihr scharfer Zuruf an die beiden Männer:

Mein Besuch sollte eigentlich Marga gelten, ich scheine hier aber gerade zur rechten Zeit gekommen zu sein. Warten Sie, – ich werde Sie beide etwas abkühlen!“

Sie schwang sich durch das eine Fenster hinein und tat dies mit solcher Gewandtheit, daß die Geschmeidigkeit ihres schlanken und wundervoll ebenmäßigen Körpers hierbei zu bester Geltung kamen.

Helger hatte sich auf die Lippen gebissen. Er spürte die rasenden Schläge seines Herzens. Wie jung Evy doch geblieben – wie herrlich jung!! Und schöner denn je und auch reifer dem Gesichtsausdruck nach!!! In ihren grauen Augen lag ein nachdenklicher Ernst und um den Mund prägte sich ein schwer zu deutender Zug von Würde und Zielbewußtsein aus.

Doch diese Gedanken, die ihn nur wieder zum Sklaven der Vergangenheit zu machen drohten, wies er ebenso schnell von sich. Er tat es mit einer innerlichen Schroffheit, die sich auf seinem Gesicht widerspiegeln mußte. Seine Falten und Hautwülste vertieften sich. Ein Gedanke lohte in ihm auf wie ein Fanal in der Finsternis der Stürme um Kap Marga, dieser seelischen Stürme, von denen ein ganzer Kreis von Menschen in Mitleidenschaft gezogen wurde, – Menschen, die wirklich nur Menschen mit allen Fehlern und Schwächen waren und mit all den guten Eigenschaften,

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/229&oldid=- (Version vom 1.8.2018)