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Die weichen Lippen des Mädchens wollten sich von dem durch das Salzwasser zersprungenen Munde ihres Geliebten gar nicht lösen.

Talofa weinte und hing wie ein Vögelchen, das endlich wieder in den Schutz des heimatlichen Nestes zurückgefunden hat, an Mac Gorys breiter, sonnverbrannter Brust. Ohne ihn hatte sie sich unendlich verlassen und einsam und mutlos gefühlt. Nun, wo er ihr zurückgegeben, sanken die trüben Ahnungen kommender Gefahren von ihr wie leichte, harmlose Spinngewebe.

Und auch er fühlte in dieser Minute des Wiedersehens, was ihm dieses braune Kind bedeutete, das sich unter seinem Einfluß längst von den verkehrten Vorstellungen ihrer bisherigen Ideenwelt losgesagt hatte, er schloß sie noch enger in die starken Arme und behandelte sie trotzdem mit der ganzen Zartheit, auf die sie in ihrem Zustande Anspruch erheben durfte. Das, was bei Mac Gory anfänglich nur dankbare Hingabe für seine kühne und selbstlose Retterin gewesen, war nun zu einem engen Seelenbündnis und damit zu einer Liebe geworden, die für die Glücksucher die Erfüllung von Träumen bedeuten mag, denn solche Liebe ist seltener als aufopfernde Freundschaft.

Dann saßen sie im Mondlicht nebeneinander, und er berichtete kurz, was es Wichtiges über die ferne Tabu-Insel zu sagen gab: Daß die Insel sich für ihre Zwecke vorzüglich eigne, und daß man nunmehr den Plan vollenden dürfe!

Auch sie erzählte. Hand in Hand saßen sie, und als sie erwähnte, mit welcher Angst sie zum

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/23&oldid=- (Version vom 1.8.2018)