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ihrer wertvollsten Habe zur Bucht und gelangten auch glücklich auf die Jacht. Was sie hier an Deck vorfanden, übertraf ihre schlimmsten Befürchtungen.

Der Aufstand der Kanaken war bis ins kleinste vorbereitet gewesen, die Tänze und Gesänge hatten nur die Aufmerksamkeit von den Vorgängen am Hafen ablenken sollen. Hier auf der Jacht waren die Weißen in aller Stille abgeschlachtet worden – der Kapitän, der Steuermann, der Maschinist, dazu einige Farbige, die nicht sofort mit den Aufrührern gemeinsame Sache gemacht hatten. Hier hatten die Weiber und Mädchen der Arbeiter längst ihre Kleider vom Leibe gerissen und nur die heimlich angefertigten Lendenschurze aus Palmschnüren angelegt. Was die Zivilisation ihnen in vierzig Jahren aufgezwungen, war in einer Nacht vergessen, die Wilden waren wieder zu Wilden geworden, und ihre ererbten Urinstinkte brachen mit jener orkanischen Macht hervor, die aus bescheidenen Wesen wieder Teufel werden läßt – für die Anschauungen der Europäer, die nicht begreifen lernen, daß das blutmäßige Erbteil sich nicht durch Missionstätigkeit und nicht durch papierne Gesetze austilgen läßt.

Was von all dem Eingedrillten und nie mit dem Gefühl Erfaßten bei diesen ewigen Naturmenschen übriggeblieben, war nur der Haß gegen das Fremde und die Verachtung der Gebräuche der „zweibeinigen Fische“ – so werden die „Langschweine“ in einigen Gegenden der Archipele genannt – war nur der Trieb, diesen Sklavenhaltern

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/239&oldid=- (Version vom 1.8.2018)