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ersten Male den frommen Betrug gewagt und nur leere Bündel in die Schlucht geworfen habe, preßte er die kleine, tapfere Talofa abermals freudig an sich. Er begriff immer mehr, daß er hier wirklich eine Mission gefunden hatte, die ihm vorausbestimmt gewesen. Er war nur ein schlichter Seemann aus alter Seemannsfamilie, der Schiffbruch und Talofa hatten seine Fähigkeiten und seinen Charakter über sich selbst hinausgehoben.

Sie berieten nun, nachdem das Mädchen für Speise und Trank gesorgt und ihm auch das Versteck ihrer Schützlinge unter der Terrasse gezeigt und die vier Frauen mit ihm bekannt gemacht hatte. Es war unbedingt nötig, sowohl die Säuglinge als auch diese Frauen baldigst von Fatu Hiwa fortzuschaffen und nach der Tabu-Insel zu bringen, denn es bestand die Gefahr, daß ein tückischer Zufall die Machenschaften der Oro-Königin ans Licht brächte.

Sie berieten. Mac Gory war dafür, noch in dieser Nacht die Reise mit den Schützlingen anzutreten. Der Wind war günstig, und die Nacht nicht zu hell. Talofa sträubte sich dagegen, den Geliebten sofort wieder von sich zu lassen, doch sie gab ihm schließlich recht: es mußte sein!

Mit allergrößter Vorsicht wurde der lange Marsch durch Wälder und Berge zum Nordstrande angetreten. Die Zahl der geretteten Säuglinge betrug nunmehr zehn. Da man gezwungen war, mehrere Ziegen mitzunehmen, gestaltete sich der Weg zur Nordküste noch gefahrvoller.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/24&oldid=- (Version vom 1.8.2018)